Ein neuer Trend lässt uns Tierschützer aufhorchen: Immer mehr Menschen halten privat Hühner im Garten, oft mitten in der Stadt. Kein Wunder, möchte man meinen, angesichts der grauenhaften Bilder von zusammengepferchten Tieren in industrieller Intensivtierhaltung, die ihr Leben lang kein natürliches Licht sehen geschweige denn Gras unter ihren Füßen spüren. „Was sagt VIER PFOTEN zu dieser Tendenz zur Hühnerhaltung?“ werde ich nun immer öfter gefragt.
Selbstverständlich finden wir es grundsätzlich gut, wenn die Menschen sich wieder damit beschäftigen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Genauso begrüßenswert ist es, dass Verbraucher einen Bezug zu Tieren, deren Produkte sie konsumieren, haben möchten. Ein bewusster Konsum tierischer Produkte ist VIER PFOTEN ein sehr wichtiges Anliegen.
Und natürlich freuen wir uns, wenn Hühner ihr Leben nicht in Käfigen verbringen müssen – dafür haben wir schließlich jahrzehntelang gekämpft. Ich möchte allen (angehenden) Hühnerhaltern dennoch ein paar ganz wichtige Dinge ans Herz legen:
Prinzipiell ist die Hühnerhaltung laut Tierhaltungsverordnung jedem erlaubt. Hühner bedeuten allerdings eine riesige Verantwortung. Es sind Lebewesen mit speziellen Bedürfnissen, mit denen man sich auseinandersetzen sollte, für die man viel Zeit braucht und denen man entsprechende Strukturen bieten muss. Ein kleines Gärtchen ist natürlich ein Paradies im Vergleich mit einer Legebatterie, aber das alleine reicht für ein artgemäßes Leben trotzdem noch nicht.
Zunächst braucht man einiges an Platz im Freien: Hühner sollten ihre grundlegenden Bedürfnisse wie Scharren, Picken, Sand- und Sonnenbaden ausleben können, und zwar ganzjährig. Neben der Versorgung mit gutem Futter und Wasser raten wir zu einem wirklich guten, natürlichen Nestmaterial. Da Hühner sehr soziale Wesen sind, sind drei oder vier Tiere das Minimum für eine Gruppe. Ein Hahn ist bei dieser Anzahl von Hennen nicht notwendig.
Ja, und so ganz unkapriziös sind die Damen auch nicht: So ein Hühnergarten muss gut strukturiert sein, damit die Tiere auch bei Bedarf Deckung finden und generell das Areal optimal nutzen können. Im Stall selbst brauchen sie eine Möglichkeit zum „erhöhten Ruhen“, also Sitzstangen. Da sie extrem hitzeempfindlich sind, sollte ein Teil des Gartens unbedingt beschattet sein.
Und zu guter Letzt sollte die Hygiene wirklich großgeschrieben werden, um den zahlreichen möglichen Hühnerkrankheiten vorzubeugen bzw. zu verhindern, dass Parasiten sich unkontrolliert vermehren. Auch Hühner mögen’s sauber…
(Foto: Cornelia Kopp/flickr.com)