Wahrscheinlich geht es Ihnen, wenn Sie Tierhalterin oder Tierhalter sind, genauso: Zum Thema Kastration von Hunden und Katzen habe ich schon unzählige hitzige Debatten mitverfolgt. Es ist ja auch irgendwie verständlich, schließlich geht es um eine sehr wesentliche Frage, nämlich die, ob ich mein Tier in seinem natürlichen Trieb beeinträchtige und ihm damit vielleicht sogar schade. Auf der anderen Seite stehen allerdings auch gewichtige Argumente: Die weiblichen Tiere leiden unter zu häufigen Trächtigkeiten, es stellt die Halter vor finanzielle und praktische Probleme, politische und soziale Debatten aufgrund hoher Streunertier-Populationen in vielen Ländern sind auch bei uns regelmäßig die Nachrichten.
Die Lösung der Streunerfrage ist generell ein eigenes Kapitel. Dass hier eine Form Geburtenkontrolle erfolgen muss, ist selbstverständlich. VIER PFOTEN ist seit Jahren mit Expertenteams in verschiedenen Ländern im Einsatz, um Hunde und Katzen einzufangen, kastrieren zu lassen und danach an ihren angestammten Platz wieder auszusetzen. Es ist die einzige humane Methode, um das Problem der streunenden Tiere auch langfristig in den Griff zu bekommen.
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In Österreich ist die Lage ein bisschen anders. Beginnen wir bei den Katzen. Auch Wiens einige tausend Streunerkatzen werden seit 2013 im Rahmen des VIER PFOTEN Streunerkatzenprojekts, gemeinsam mit der Stadt Wien, kastriert. Und auch die Kastration von Freigängerkatzen ist nicht nur ein unschätzbarer Beitrag zum Tierschutz, sie ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. Aber wie sieht es bei Wohnungskatzen aus? Sollen sie kastriert werden?
Prinzipiell lässt es sich natürlich nicht leugnen: Eine Kastration ist und bleibt ein operativer Eingriff mit allen Risiken. Bei Katern erübrigt sich für die meisten allerdings die Frage ohnehin mit Eintritt der Geschlechtsreife: Der Uringeruch eines nicht kastrierten, markierenden Katers ist überaus penetrant für die menschliche Nase und lässt sich zum Teil nicht mehr spurlos entfernen. Aber auch bei Katzenweibchen hat das Nicht-Kastrieren Haken: Sie geraten leicht in eine Dauerrolligkeit, ein höchst unangenehmer Zustand für das Tier und auch den/die HalterIn.
Zum Argument, Katzen würden nach Kastrationen oft fett werden, lässt sich sagen: Hier ist wiederum das Augenmaß bzw. die Vernunft der Halter gefragt; eine Gewichtszunahme hängt maßgeblich von der Fütterung ab, die entsprechend angepasst werden muss.
Kommen wir zu den Hunden. Hier muss man wirklich aufpassen, denn eine zu frühe Kastration kann sich sehr negativ auswirken. Im schlimmsten Fall kommen die Tiere, vereinfacht gesagt, in ihrer Entwicklung zum Stillstand. Allerdings hat die Kastration, so zeitlich gut abgestimmt, auch ihre Vorteile. Eine Kastration eines Rüden etwa ist sinnvoll, wenn
- Prostataerkrankungen vorliegen
- der Hund an z.B. Hodenkrebs erkrankt ist
- er an Hormonstörungen leidet
- er hormonell bedingt aggressiv anderen Rüden gegenüber oder
- in seinem sexuellen Trieb kaum noch zu bremsen ist.
Keine eindeutigen Aussagen gibt es seitens der Wissenschaft, bei welchen Krankheiten oder Verhaltensauffälligkeiten eine Kastration verstärkend oder sogar auslösend und bei welchen sie vorbeugend bzw. mildernd wirkt. Die diversen Studien widersprechen einander hier leider häufig.
Es gibt allerdings eindeutige Nachteile für Rüden: Vor allem ältere neigen zur Gewichtszunahme. In diesem Fall muss die Futtervergabe entsprechend angepasst werden. Des Weiteren kann es bei manchen Rüden zur Inkontinenz kommen. Und außerdem sind kastrierte Rüden gerne das Objekt der Begierde ihrer nicht kastrierten „Kollegen“.
Die Kastration einer Hündin wiederum ist sinnvoll, wenn
- Die Hündin unter chronischen Entzündungen der Gebärmutter leidet
- sie Tumore in den Eierstöcken und/oder der Gebärmutter hat oder,
- bedingt durch hormonelle Fehlregulationen, an Zyklusstörungen leidet.
Auch hier ist die angenehme Begleiterscheinung der Kastration, dass sowohl Tumorerkrankungen als auch Hormonstörungen vorgebeugt werden kann.
Eine Gewichtszunahme lässt sich aber leider auch bei Hündinnen nicht ausschließen, wenn die Fütterung nicht verändert wird. Und es gibt bedauerlicherweise auch Hunderassen, die nach der Kastration zur Inkontinenz neigen.
Da heißt es für uns Hundehalter natürlich abwägen, was für uns bzw. für das Tierwohl mehr Gewicht hat. Am besten ist es, wenn man sich mit dem Tierarzt/der Tierärztin seines Vertrauens abspricht. So eine Entscheidung allein zu fällen, ist oft schwer.
(Foto: grafikplusfoto/fotolia.com)