Martinigansl: Da war doch was mit Tierquälerei?

Für viele Österreicher ist es Tradition: das Martinigansl. Leider sind manche liebgewordenen Traditionen auf dem zweiten Blick ganz schön problematisch – zumindest, wenn Ihnen nicht nur das eigene, sondern auch das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Daher möchte ich Sie alle zur Ganslzeit aufrufen, beim Einkauf und auch im Restaurant vorsichtig zu sein, da es hier um zwei besonders grausame Praktiken geht: Stopfmast und Lebendrupf.

Das Stopfen ist eine der grausamsten Methoden, um Foie Gras (französisch für "fette Leber";) herzustellen. Gänse und Enten werden zumeist zwei- bis dreimal am Tag zwangsgefüttert. Dabei wird ihnen ein Stopfrohr durch den Rachen gerammt und große Mengen Maisbrei über ein Druckluftsystem in den Magen befördert. Mit der Zeit verfettet die Leber, vergrößert sich dabei um das Zehnfache zu einem krankhaft veränderten Organ und erreicht ein Gewicht von bis zu einem Kilogramm. Am Ende der Mastzeit ist die Leber der Gänse so groß, dass sie kaum atmen oder sich bewegen können. Zusätzlich werden viele Tiere vor der Stopfmast auch noch bei lebendigem Leib gerupft, um Profit mit ihren Daunen zu machen. Da die Federn nachwachsen, können die Tiere während ihres kurzen Lebens bis zu vier Mal bei vollem Bewusstsein kahl gerupft werden. Häufig passieren  dabei schwere Verletzungen, die - wenn überhaupt - ohne Narkose vor Ort wieder zusammengenäht werden.

Auch wenn in Österreich und in 13 weiteren europäischen Ländern die Stopfmast verboten ist und in den meisten EU Ländern Lebendrupf nicht praktiziert wird, darf Fleisch von gestopften und lebend gerupften Tieren sehr wohl importiert und gekauft werden. Eine verpflichtende Kennzeichnung von Gänse- oder Entenprodukten gibt es nicht. Somit wird Stopfleber als Delikatesse in Österreich und vielen weiteren europäischen Ländern verkauft, die restlichen Einzelteile des Tieres landen ohne Kennzeichnung der Herkunft auf dem Teller.

Was kann der Einzelne tun?

Die gute Nachricht ist, dass Konsumenten sehr wohl die Wahl haben. Die tierfreundlichste Variante, Martini zu feiern, ist selbstverständlich die fleischlose Alternative. Jenen Konsumenten, die jedoch nicht auf das Martinigansl verzichten wollen, empfehlen wir das Label „Österreichische Weidegans“, das  garantiert, dass es sich um österreichische Tiere handelt, die nicht gestopft und gerupft wurden. Bei Tiefkühl-Produkten aus dem Ausland – die österreichische Produktion deckt leider nur rund ein  Viertel des gesamten Bedarfs an Gänsefleisch – ermöglicht die VIER PFOTEN Positivliste den Verbrauchern eine rasche Kontrolle.

Mithilfe der so genannten EWG-Nummer des Produkts kann man abgleichen, ob das Fleisch von einem Betrieb stammt, der auf unserer Liste steht. Firmen können nur dann auf dieser Liste eingetragen werden, wenn sie nachweisbar auf Stopfleberproduktion und den Lebendrupf sowie auch auf Käfighaltung verzichten. Zudem haben alle aufgelisteten Unternehmen umfangreichen, unangemeldeten und unabhängigen Kontrollen zugestimmt.

Die Positivliste kann unter http://www.vier-pfoten.at/files/Austria/Kampagnen/Nutztiere/Gaense_Enten/130510_Positivliste_deutsch.pdf eingesehen werden und wird regelmäßig aktualisiert.

Wenn Sie nicht selbst kochen, empfehlen wir in der Ganslzeit: Fragen Sie in Restaurants, Gasthäusern oder anderen Gastronomiebetrieben immer nach. „Mut zum Lästigsein“ ist die Devise! Schließlich geht es um nichts Geringeres als darum, wie das Tier auf Ihrem Teller gelebt hat.

Und übrigens: Die deutsche Ex-Profi-Boxerin und mehrfache Weltmeisterin Regina Halmich hat – rechtzeitig zur Martiniganslzeit - mit VIER PFOTEN einen viralen Spot produziert, in dem sie hinter die Kulissen der Foie Gras- und Daunenindustrie blickt. Ich finde, besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Sehen Sie selbst:

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Fotocredit: Fotolia, alexmak

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