Und wieder ist ein Jahr fast um. Deshalb möchte ich Ihnen diesmal einen kleinen Rückblick auf das bewegte VIER PFOTEN Jahr 2015 geben. Die Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang jedes Jahr kritisch stelle, ist: „Was haben wir eigentlich für die Tiere erreicht?“ Als bekannteste Tierschutzorganisation Österreichs sind wir unseren UnterstützerInnen selbstverständlich auch eine Antwort schuldig.
Am spektakulärsten für Österreich ist sicher ein Erfolg, der VIER PFOTEN-intern den völlig unspektakulären Namen „Branchenlösung“ trägt. Es bedeutet das Ende des sinnlosen Küken-Tötens zumindest in der Bio-Eierproduktion. Für die Produktion von Eiern waren die männlichen Küken von Legehennen bislang generell ein Wegwerfprodukt, da sie keine Eier legen. Sie wurden und werden unmittelbar nach dem Schlupf getötet. Allein in Österreich wurden 2014 9,4 Mio. Küken getötet. In Zukunft jedoch kann der Konsument sicher sein: Bei Bio-Eiern werden auch die männlichen Küken aufgezogen. Im Vorfeld der nun gefundenen Branchenlösung im Bio-Sektor stand das gemeinsame Projekt „Haushuhn & Gockelhahn“ von VIER PFOTEN und Ja!Natürlich. Es zeigte, dass Alternativen und deren Umsetzung möglich sind.
VIER PFOTEN
Um in Österreich zu bleiben: Wir konnten drei Bären aus dem stillgelegten Tierpark Enghagen ein neues, artgemäßes Leben in unserem BÄRENWALD Arbesbach ermöglichen. Das bedeutete für die Tiere nach Jahren in einem kleinen Betonareal erstmals ausreichend Platz, Gras unter den Tatzen, Bäume und Beschäftigungsmöglichkeiten.
VIER PFOTEN/Jörg Dieckmann
Aber auch auf internationaler Ebene konnten wir zahlreiche Tiere retten. Eine sechsköpfige, ursprünglich britische Tigerfamilie aus schlechten Haltungsbedingungen wurde in unser Großkatzenrefugium LIONSROCK in Südafrika gebracht, ebenso fünf notleidende Löwen aus Rumänien aus einem heruntergekommenen Zoo im rumänischen Baia Mare. Wir konnten zwei illegal und ebenfalls unter furchtbaren Bedingungen in einem Mini-Zoo gehaltenen Bären in den von VIER PFOTEN geführten TANZBÄRENPARK Belitsa im Südwesten Bulgariens überführen. Besonders spektakulär gestaltete sich die Rettung von zwei Löwenbabys, die in einem Flüchtlingslager in Gaza von einer Familie privat in einem Haus gehalten wurden: Bei der geplanten Ausreise nach Jordanien über Israel machten plötzlich die israelischen Beamten die Grenze dicht. Da hieß es für das Team vor Ort Ruhe und Geduld bewahren… Es zahlte sich aus, den beiden Löwenkindern geht es mittlerweile ganz prächtig in Jordanien.
Außerdem hat unser Nothilfe-Einsatzteam in Myanmar nach dem verheerenden Zyklon „Komen“ vor Ort Nutztiere medizinisch versorgt, geimpft und viele Tonnen an Futtermittel an die Bevölkerung für deren Vieh verteilt. Apropos Asien: Ziel von VIER PFOTEN in den kommenden Jahren ist es, eine Gesamtstrategie zur Rettung der letzten vietnamesischen Gallenbären zu entwickeln und den Natur- und Artenschutz in Vietnam zu fördern. In einem ersten Schritt haben wir die staatliche Wildtierrettungsstation Soc Son bei Hanoi dabei unterstützt, die Lebensbedingungen für die 15 dort lebenden Bären zu verbessern. Eine neue, mit Unterstützung von VIER PFOTEN errichtete Bärenanlage mit einem 1.000 qm großen Außenareal wurde 2015 feierlich eröffnet.
Tja, und daneben liefen natürlich unsere Tierschutzkampagnen weiter, wie z.B. jene gegen Pelz, gegen die Löwen-Trophäenjagd in Südafrika (das so genannte Canned Hunting), gegen Lebendrupf und Stopfmast bei Gänsen und Enten und für eine verpflichtende Herkunfts-Kennzeichnung von Eiern in verarbeiteten Produkten. Über mangelnde Arbeit konnte sich mein Team wahrlich nicht beklagen…
Und das Allerwichtigste dabei: Ohne Ihre Unterstützung hätten wir 2015 all diese wunderbaren Projekte und Kampagnen nicht auf die Beine stellen können. Ich kann Ihnen allen daher nicht oft genug und nicht herzlich genug danken. Dafür, dass Sie nicht nur geholfen haben, Tieren ein besseren Leben zu ermöglichen, sondern - in vielen Fällen - ihnen auch ihre Würde zurückzugegeben. Sie alle haben, gemäß dem VIER PFOTEN Slogan, „mehr Menschlichkeit für Tiere“ in unsere Welt gebracht. Das ist wunderbar.