Neues Gesetz: Auch Hunde haben nichts mehr zu lachen!

VIER PFOTEN

In den Weihnachtsfeiertagen 2016 hat das für den Tierschutz zuständige Gesundheitsministerium (BMGF) zwei Novellierungsentwürfe in Begutachtung geschickt. Der Zeitpunkt war natürlich bewusst gewählt, ist doch zu der Zeit praktisch ganz Österreich auf Urlaub. Die Entwürfe betreffen Änderungen des Tierschutzgesetzes einerseits, und die Verordnung für landwirtschaftliche Tierhaltungen andererseits. Unser Fazit: Alarmstufe rot!

Auch wenn einzelne Verbesserungen für die Tiere darin enthalten sind, sind doch zahlreiche der vorgeschlagenen Änderungen aus Tierschutzsicht sehr problematisch. Und was zusätzlich tragisch wäre: Österreich würde definitiv seine europäische Vorreiter-Rolle im Tierschutz verlieren, sollten die Vorschläge des Ministeriums durchgehen. Ja, wir würden sogar einen gigantischen Rückschritt machen – und wären so auf dem besten Wege in die Steinzeit. Kein Wunder, dass ein regelrechter Aufschrei durch die heimische Tierschutzszene ging!

Warum aber reagieren wir so empfindlich?

Weil es tatsächlich um wesentliche Fragen des Tierwohls geht. Ich nenne mal einige der Details im Nutztierbereich: Die Anbindehaltung von Rindern soll weiter erlaubt werden, ebenso die Enthornung der Ziegen, die einen sehr risikoreichen Eingriff darstellt. Besonders bitter: Die betäubungslose Ferkelkastration ist erneut nicht verboten worden - geradezu ein Schandfleck für die Gesetzgebung eines fortschrittlichen Landes. Gerade zu letzterem Punkt laufen laut VIER PFOTEN andere Länder Österreich den Rang als Tierschutzvorreiter ab: Die Niederlande, Schweden, Dänemark und die Schweiz haben längst ein Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln, in Deutschland wird ein solches 2019 in Kraft treten.

Beim Heimtierbereich schaut es leider nicht viel besser aus. Es sind zwar, wie gesagt, einzelne Verbesserungen für die Tiere enthalten, allerdings wurden einige sehr fundamentale Punkte, die schon seit Jahren von Tierschützern gefordert werden, in den Entwürfen nicht berücksichtigt. Besonders empörend ist die faktische Rücknahme der im April 2016 verordneten Kastrationspflicht für Bauernhofkatzen: Zuvor war ein Züchter laut Gesetzestext jemand, der eine „gezielte Anpaarung“ der Tiere ermöglichte. Nun soll das Wort „gezielte“ einfach gestrichen werden. Damit kann sich jeder Landwirt bequem als Züchter anmelden und muss die Tiere weiterhin nicht kastrieren. Hier ist offensichtlich, dass sich die Agrarlobby durchgesetzt hat: Während fortschrittliche Landwirte ihre Katzen ohnehin kastrieren, haben konservative Bauern – leider mit Erfolg – gemauert und diese windige Formulierung erkämpft.

Problematisch ist auch die weiterhin erlaubte Verwendung von Würgehalsbändern ohne Stoppfunktion. Bislang wurden Stachelhalsbänder als Tierquälerei qualifiziert – Würgehalsbänder sind aber auch nicht besser. Dass die Anbindezeit von Hunden keine konkrete Beschränkung haben soll, ist ebenfalls unverständlich. Wenn es heißt, dass „kurzfristiges und vorübergehendes Anbinden von mitgeführten Hunden vor Plätzen oder Gebäuden, die mit Hunden nicht betreten werden dürfen“ erlaubt werden soll, ist das sehr unbestimmt und kann in der Praxis zu großen Auslegungsschwierigkeiten führen.

Auch vom Verbot des Verkaufs von Hunden und Katzen in Zoofachhandlungen ist nicht die Rede! Dieser Punkt ist im Übrigen eine Forderung, für die VIER PFOTEN auch über eine Petition kämpft und die bereits über 30.000 Unterstützer gefunden hat (www.vier-pfoten.at/welpenverkauf).

VIER PFOTEN hat, wie auch andere Tierschutzorganisationen, eine Stellungnahmen zu den Novellen an das Ministerium geschickt, deren Begutachtungsfrist am 3. Februar 2017 endete. Es geht um sehr viel: Österreich war stets stolz darauf, im Tierschutz Pionierarbeit geleistet zu haben. Wir sollten diese Position nicht leichtfertig aufgeben – denn das hätte weit reichende Konsequenzen, nicht nur für uns als Tierhalter, sondern auch als Konsumenten. Wenn künftig in der Landwirtschaft nur noch nach dem Motto „Masse statt Klasse“ produziert wird, dann entspricht das einfach nicht den Bedürfnissen der Verbraucher.

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bianka.thon

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