VIER PFOTEN
Unglaublich – VIER PFOTEN ist diesen März 30 Jahre alt! Und ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass es sich „wie gestern“ anfühlt, wenn ich zurückdenke an den legendären Abend im Wiener Phönixhof: Gemeinsam mit ein paar Freunden habe ich – zugegeben, ein paar Biere waren im Spiel – laut nachgedacht, wie wir denn unsere kleine Tierschutzgruppe nennen könnten. Zu sehr später Stunde haben wir uns dann auf den Namen „Vier Pfoten“ geeinigt – und gleichzeitig darauf, dass wir ihn sofort ändern würden, wenn uns etwas Besseres einfallen würde…
Wilde Hunde
Was hat mich damals im Jahr 1988 geritten, werde ich oft gefragt. Schließlich galten Tierschützer als ziemlich „wilde Hunde“, ähnlich wie Umweltschützer in diesen Pionierzeiten der Bürgerbewegungen. Zum einen hatten Tiere es mir schon immer angetan. Zum anderen hatte ich als junger Veterinärstudent ein Schlüsselerlebnis, und zwar eine Vorlesung über die Vorteile von Legebatterien auf Hühnerfarmen. Man wollte uns klarmachen, dass die Käfighaltung nicht nur für den Landwirt und den Konsumenten, sondern auch für das Huhn selbst ein Mehrwert ist. Das fühlte sich für mich dreifach falsch an: in Kopf, im Herzen und im Bauch. Das Studium habe ich dann auch ziemlich bald geschmissen.
Was war die Situation der Tiere in Österreich in den achtziger Jahren? Nun, Hühner waren in Käfigen, Wildtiere mussten in Zirkusse absurde, völlig artfremde Kunststücke aufführen, und es gab tatsächlich noch etwa 60 Pelzfarmen. Das Tierleid dahinter war den Menschen, anders als heute, aber absolut nicht bewusst, weil es nie ein öffentlich diskutiertes Thema gewesen war. Daher war es für uns wichtig, zunächst mal Aufklärungsarbeit zu machen – je auffälliger, desto besser! Etwas, das heute ganz bestimmt nicht mehr VIER PFOTEN Art wäre, damals aber noch zeitgemäß war: Wir standen mitten auf der Kärntner Straße, neben uns eine Schaufensterpuppe, die wir mit Nerzkadavern behängt hatten. Ich muss noch immer grinsen, wenn ich daran denke.
VIER PFOTEN
Zwischen 1988 und 2018 liegen Welten
Aus unserer kleinen Gruppe an etwas verrückten Tierschützern wurde eine Organisation, die mittlerweile in 13 Ländern aktiv ist. Das ist nicht zuletzt durch die Hilfe unserer Spender und all jener, die uns unterstützt haben, möglich gewesen – ein großes Dankeschön für sie an dieser Stelle! Und bei aller Bescheidenheit: Ein bisschen was ist meinen engagierten Mitarbeitern und mir im Laufe der Jahre für die Tiere schon gelungen!
Eine Auswahl: 1998 musste die letzte heimische Pelztierfarm zusperren. Ebenfalls in den neunziger Jahren begann der österreichische Handel, Käfigeier auszusortieren. Diese Meilensteine für Österreich führten schließlich zum Tierschutzgesetz im Jahr 2005, das neben dem Verbot der Pelztierhaltung, der Käfighaltung (ab 2009) auch ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen festlegte. Vor zwei Jahren schließlich haben sich die heimischen Bio-Eier-Produzenten nicht zuletzt auf Druck von VIER PFOTEN entschieden, männliche Küken am ersten Tag ihres Lebens nicht mehr zu schreddern oder zu vergasen, sondern sie zumindest ein paar Monate aufzuziehen.
Auch international haben wir einiges auf die Beine gestellt. Ende der neunziger Jahre wurde in Bulgarien die Tanzbärenhaltung verboten. Die Schutzzentren, die VIER PFOTEN für Bären und Großkatzen in verschiedenen Ländern errichtete, finden weltweit Anerkennung, ebenso wie der Einsatz unserer Katastrophenschutz-Teams in Krisengebieten.
VIER PFOTEN
Noch viel zu tun
Wunschlos glücklich kann ich aber natürlich nicht sein – dafür gibt es noch zu viel zu tun. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Käfighaltung in der EU zwar verboten wurde, unsere eigenen Politiker aber bis vor kurzem solche Käfige in riesigen Tierfabriken in Osteuropa subventioniert haben? Eier, die derart billig und tierquälerisch produziert werden (sodass unsere Bauern preislich natürlich nicht konkurrieren können) kommen nämlich auch auf unseren Markt: Sie werden vor allem in Fertigwaren bzw. in der Gastronomie oder in Großküchen verwendet.
Wie ich auch schon vor kurzem in meinem Blog festgehalten habe: Auch in der österreichischen Schweinefleischproduktion gibt es noch ein enormes Verbesserungspotenzial. Unsere Bauern müssten, trotz geringerer Kapazitäten, mit Qualitätsstandards punkten – so wie bei den Eiern. Dann könnten auch sie langfristig überleben. Die Konsumenten und die Tiere profitieren dann auch davon.
Mein größter Wunsch wäre allerdings, wenn die Menschen ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Tieren entwickelten. Dann wären wir endlich überflüssig.
VIER PFOTEN