EGS Stefan Knöpfer
In der Tierschutzszene Österreichs herrschte in den vergangenen Tagen Aufregung. Worum geht es? Die oberösterreichische Regierung plant eine Änderung der Sonderbestimmungen in der Artenschutzverordnung des Landes. Klingt harmlos, heißt aber nichts anderes, als dass rund 23.000 Rabenkrähen und etwa 2.500 Elstern zum Abschuss freigegeben werden.
Zunächst einmal: Ich bezweifle sehr, dass diese Sonderbestimmungen mit der EU-Vogelschutzrichtlinie konform gehen. Denn demnach dürfen die Tiere - auch außerhalb der Schonzeit - durch so genannte nordische Krähenfallen oder die „Beizjagd“ gefangen und erlegt werden. Die EU-Richtlinie verbietet aber Mittel, Einrichtungen oder Methoden, mit denen Vögel in Mengen oder wahllos gefangen oder getötet werden. Genau das passiert aber mit nordischen Krähenfallen: Da werden auch geschützte Arten, Greifvögel, Eulen und Spechte sowie andere Singvögel, wie etwa Amseln, gefangen.
Jagd und Fallenfang verursachen außerdem nicht nur ein Verletzungsrisiko für die Tiere und damit ein potenzielles Tierleid. Zudem sind eine verstärkte Belastung von Böden und Gewässern und eine zusätzliche Gefährdung diverser Tierarten durch Bleischrot zu erwarten.
Das Argument der Landesregierung, Rabenkrähen und Elstern würden so genannte Niederwildarten wie Hasen, Fasane, Rebühner etc. gefährden und daher sei die Bejagung erforderlich, ist einfach nur kurzsichtig. Und persönlich finde ich es fast lächerlich, hier den Tieren die Schuld zu geben. Die Ursachen für zurückgehende Bestände bei Niederwildarten liegen vielmehr in der negativen Veränderung ihrer Lebensräume durch den Menschen. Zahlreiche Studien zeigen die Zusammenhänge zwischen der immer weiter fortschreitenden Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft und dem gleichzeitigen Verschwinden von Arten. Die schlechte Nachricht zum aktuellen Plan der Landesregierung Oberösterreich: Die Verringerung der Biodiversität als Folge der vom Menschen betriebene Monotonisierung der Landschaft wird durch die Jagd nur noch weiter verschärft!
Fachliche Befunde wie etwa der „Corviden Monitoring Endbericht“ legen den Schluss nahe, dass eventuelle Schäden in der Landwirtschaft am effizientesten durch eine Kombination von anbautechnischen Maßnahmen sowie das Vertreiben der Krähen verhindert werden können. Es wird von Experten auch im aktuellen Fall vorgeschlagen, dass einzelne betroffene Landwirte direkte und individuelle Unterstützung unter der Einbeziehung von Experten durch das Land Oberösterreich bekommen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir erscheint das wesentlich vernünftiger als Tiere einfach abzuknallen…