VIER PFOTEN
Wenn wir frische Eier im Supermarkt kaufen, ist ja alles klar: Wir können dank Kennzeichnung auf dem Ei selbst nachsehen, aus welcher Haltung die Hühner stammen. Erfreulicherweise greifen auch immer mehr Österreicher zu Bio-Freilandeiern. Aber wie sieht’s eigentlich mit unseren Backwaren aus, die wir uns in der Bäckerei ums Eck oder im Supermarkt kaufen? Bei verarbeiteten Eiern gibt’s keine Kennzeichnungspflicht, also sind wir praktisch Blindkäufer…
Rechtzeitig vor Ostern hat VIER PFOTEN daher österreichische Bäckereien und Selbstbedienungs-Backshops in Supermärkten befragt, welche Eier sie verwenden. Das Ergebnis liegt nun in der neuen Bäckereibroschüre, die VIER PFOTEN gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der AK OÖ herausgebracht hat, vor. Unser Ziel war es, für die Konsumenten kurz und knackig aufbereiten, aus welcher Haltungsform die verarbeiteten Eier stammen. Damit haben sie die Möglichkeit, beim Einkauf eine bewusste Entscheidung zu treffen.
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Meine Kolleginnen aus dem Kampagnenbereich haben für die Broschüre Bäckereien aus allen Bundesländern befragt, wobei der Schwerpunkt auf Wien und Oberösterreich lag. Insgesamt liegt uns das Ergebnis von 19 Bäckereien vor. Fünf Bäckereien haben uns nicht oder nur unzureichend geantwortet, was wir allerdings auch in der Broschüre vermerkt haben.
Positivbeispiel: Bäckerei Gradwohl
Als positives Beispiel heben VIER PFOTEN und der Konsumentenschutz der AK OÖ die Vollwertbäckerei Gradwohl GmbH hervor: Sie ist die einzige der befragten Bäckereien, die ausschließlich Eier aus Biofreilandhaltung verwendet – ein großes „Bravo!“ daher von unserer Seite. Bei den anderen kommen in die verarbeiteten Produkte hauptsächlich Eier aus Bodenhaltung. Viele Bäckereien legen allerdings vor allem beim Frühstücksangebot in den Filialen (das sind z.B. Frischeier, aus denen Eierspeisen, Aufstriche etc. gemacht werden) auf Bio-Freiland- und Freilandhaltung wert. Die meisten Bäckereien bemühen sich, Eier aus Österreich zu beziehen: Elf von 19 Bäckereien verwenden ausschließlich österreichische Eier, drei zumindest zum Großteil.
Als einzige unter den Bäckereien, die geantwortet haben, verwendet BackWerk – neben Eiern aus Boden-, Freiland- und Biofreilandhaltung - noch immer Käfigeier für die verarbeiteten Produkte. Das ist natürlich traurig. Einerseits, weil Käfige einfach tierquälerisch sind. Andererseits, weil mit den billigen Käfigeiern die Produzenten der Eier aus besserer Haltung preislich unter Druck gesetzt werden. Immerhin: Ab dem Jahr 2019 allerdings, so erklärte das Unternehmen, ist geplant, in allen österreichischen BackWerk Filialen nur noch Eier aus Boden- und (Bio-)Freilandhaltung zu verwenden.
Auch die großen Supermärkte wurden zu ihren Selbstbedienungs-Backshops, die ja immer verbreiteter sind, von VIER PFOTEN befragt. Die Eier stammen vor allem aus Bodenhaltung, teilweise aber auch aus Freilandhaltung, sowohl aus Österreich als auch aus anderen EU-Ländern.
VIER PFOTEN
Wie ist das eigentlich in Österreich mit der Käfighaltung?
Seit 2009 ist die konventionelle Käfighaltung von Legehennen in Österreich gesetzlich verboten, EU-weit seit 2012. Die so genannte „ausgestaltete Käfighaltung“ ist in Österreich jedoch noch bis Ende 2019 gesetzlich erlaubt. Leider sind außerdem der Import und die Verarbeitung von Eiern aus konventioneller Käfighaltung in Österreich aber nach wie vor möglich – siehe BackWerk. In vielen verarbeiteten Produkten der Lebensmittelindustrie, aber auch in der Gastronomie befinden sich verarbeitete Eibestandteile fragwürdiger Herkunft. Häufig gelangen so Eier aus Käfighaltung - meist in Form von Flüssig- oder Trockenei - in unsere Lebensmittel, etwa in Nudeln, Süß- oder Backwaren.
Seit Jahren fordert VIER PFOTEN daher eine Kennzeichnungspflicht für verarbeitete, eihaltige Produkte nach Herkunft und Haltungsform, nach dem Vorbild der Kennzeichnung bei Frischeiern. Nur so hat der Konsument die Möglichkeit zu erfahren, aus welcher Haltungsform die verwendeten Eier und Eibestandteile tatsächlich stammen.
Falls Sie wissen wollen, welche Haltungsformen es gibt, hier noch die nötigen Informationen:
Konventionelle Käfighaltung: Einem Huhn steht eine Fläche von 550 cm² zur Verfügung – das entspricht einer Fläche von weniger als einem A4 Blatt.
Ausgestaltete Käfighaltung: Hier hat jedes Huhn 750 cm² Platz, also knapp die Fläche eines einen Bierdeckels mehr. Im Käfig gibt es Legenester, Sitzstangen und eine Scharrfläche; aufgrund der extremen Enge können die Tiere aber ihre Grundbedürfnisse kaum befriedigen.
Bodenhaltung: Bei der Bodenhaltung leben neun Hennen pro Quadratmeter in riesigen Hallen. Bis zu 6.000 Tiere drängen sich in einem solchen Stall.
Freilandhaltung: Bei der Freilandhaltung steht den Hühnern tagsüber ein Auslauf von mindestens 4 Quadratmetern pro Tier zur Verfügung. Die Bedingungen im Stall entsprechen jenen der Bodenhaltung.
Biofreilandhaltung: Bei der Biohaltung hat jedes Huhn mindestens 4 Quadratmeter Auslauf und im Stall dürfen maximal 6 Tiere pro Quadratmeter leben. In einem Stall dürfen maximal 3.000 Hennen untergebracht sein. Nur in der Biofreilandhaltung (und nur in Österreich) werden männliche Küken von Legehennen nicht unmittelbar nach dem Schlupf getötet, sondern für die Fleischproduktion gemästet.
Und wie halten Sie es mit den Eiern? Ist Ihnen wichtig, woher sie kommen? Wie die Hühner gehalten wurden? Ich bin gespannt auf Ihre Antworten.