Von der Freude, Bären zu retten

Zuerst sieht man nur die Nase. Dann schiebt sich der große, braune Fellkörper aus der Transportbox in das große Gehege. Ein verwunderter Blick auf die Umgebung: Bäume, Sträucher und viel saftiges, grünes Gras. Vorsichtig tapst die Bärin weiter. Als sie am ersten Strauch mit den montierten Leckerlis vorbeikommt, schnappt sie sich ein paar Früchte.

Es sind die ersten Schritte in das neue Leben der 15-jährigen Bärin im von VIER PFOTEN geführten BÄRENWALD Arbesbach in Niederösterreich. Ihre beiden fünfjährigen Kinder, die kurz danach kommen, reagieren ebenfalls mit Erstaunen, aber den Umständen entsprechend ruhig und gefasst auf ihre neue Umgebung. Wir alle, die MitarbeiterInnen von VIER PFOTEN und des BÄRENWALD Arbesbach, die soeben die Tiere aus dem bereits 2012 behördlich geschlossenen Tierpark Enghagen in Oberösterreich überführt haben, atmen erleichtert auf. Auch die eine oder andere Träne der Rührung und Freude wird vergossen.

Jahre in einem engen Betongehege

Ihr bisheriges Leben mussten die drei Bären in einem engen Betongehege verbringen. Nach der Schließung gab es immer wieder Meldungen über einen Abbruch von Teilen des Tierparks Enghagen. Das Schicksal der Tiere war ungewiss, die Versorgung der Tiere durch den Pächter schien dadurch VIER PFOTEN nicht mehr gesichert.  VIER PFOTEN stellte daher schon 2014 Anfragen zur Tierhaltung bei der zuständigen Behörde sowie ein informelles Angebot zur Übernahme von Tieren. Über eine Schenkung der Eigentümer gingen die Bären schließlich in den Besitz von VIER PFOTEN über.

Es war ein sehr emotionaler Moment, als wir mit den Bären aus dem Tierpark in ihr neues Leben fuhren. Wir haben lange dafür gekämpft, ihnen endlich ein tiergerechtes Zuhause bieten zu können.

Beschäftigungsprogramm als Ablenkung

Am Tag des Transports wurden die Mutterbärin und ihre beiden Nachkommen zunächst nach ihrer Betäubung vom zuständigen Tierarzt Prof. Chris Walzer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht – alle scheinen in einem guten gesundheitlichen Zustand zu sein.

Nach der Fahrt und der langwierigen Entladung der Transportboxen war es dann endlich so weit, und die Tiere durften in ihr neues, artgemäßes Gehege.  Es war sehr rührend zu sehen, wie sie vorsichtig herumtapsten, um die neue Umgebung zu erkunden. Natürlich waren sie ängstlich, aber man hatte den Eindruck, dass die Neugier über diese ungewohnte Vielfalt doch überwog. Auch Sigrid Zederbauer, Leiterin des BÄRENWALD Arbesbach, war sehr erleichtert. Denn so ein Umzug ist natürlich für die Bären in erster Linie mit Stress verbunden. „Ich habe aber selten so ruhige Tiere erlebt. Ich bin wirklich froh, dass sie den Umständen entsprechend einigermaßen entspannt wirkten“, meinte sie.

Im Gehege wurden auch zahlreiche Beschäftigungsobjekte montiert, damit die Tiere sofort viel zu tun haben. Beschäftigung kann eine sehr gute Ablenkung bei Stress sein. Denn selbstverständlich wird es zunächst einmal eine psychische Belastung für die Bären sein, sich an alles zu gewöhnen.

Wir freuen uns sehr, dass die Geschichte dieser Bärenfamilie gut ausgegangen ist. Es gibt aber auch noch andere Bären in Österreich, die unsere Hilfe brauchen. VIER PFOTEN fordert ein Verbot der bis dato zulässigen Privathaltung von Braunbären in Österreich, außerdem setzen wir uns für bessere Bedingungen von Braunbären in menschlicher Obhut ein.

(Fotos: ©VIER PFOTEN | Jörg Dieckmann)

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:15

Noch keine Kommentare

Mehr von Heli Dungler