Der Ethikunterricht ist eine der Hauptforderungen im Laizismus. Was hat ein konfessionsgebundener Religionsunterricht überhaupt an der Schule verloren? In einem säkularem Staat gar nichts! Die Lehrinhalte haben auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu basieren. Es ist nicht die Aufgabe staatlich finanzierter Bildung, eine bestimmte Glaubensrichtung zu lehren. Religion in der Schule soll nicht missionieren, sondern Schüler über Geschichte, Traditionen und Rituale spezifischer Religionen aus wissenschaftlicher und unabhängiger Sicht aufklären.

Es sollte ein Fach sein, das sich zunächst mit den Grundsätzen unseres Landes auseinandersetzt. Also Themen wie Menschenrechte, Verfassung, deren Begründung und historische Entstehung. Ebenfalls sollte sowohl über "heimische" Religionen und andere Religionen informiert werden. Hier sollen ebenfalls die Punkte der Begründung, deren Moral und die historische Entstehung diskutiert werden. Religiöser Kult gehört in einen priveten Rahmen, religiöse Inhalte sind in der Schule besser aufgehoben, da dies Diskussion fördert und damit Fundamentalismus und Fanatismus verhindert. Vergleichen kann man das mit Staatsbürgerkunde. Politische Inhalte werden in der Schule vermitelt, politische Überzeugungen hoffentlich nur Zuhause.

Kritisches Denken, die Ideen der Aufklärung und humanistische Werte bilden die Eckpunkte des Ethikunterrichts.

Unser Gemeinwesen baut auf Ethik und Recht auf, die durch Reflektion und Erkenntnis entstanden sind. Diese Grundlagen, zusammen mit einem ausgeprägten kritischen Denken, befähigten die jungen Menschen dereinst, unsere Gesellschaft weiter zu entwickeln. Die Vermittlung dieses Wissens und dieser Fertigkeiten ist daher ein unabdingbarer Bestandteil jedes Lehrplans. Darum sollte ein Ethikunterricht auch Lern- Konzentrations- und Entspannungstechniken vermitteln. Techniken wie Powernapping und autogenes Training sind in asiatischen Ländern eine Selbstverständlichkeit, und bringen Schülern dort einen enormen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt, der zunehmend global wird.

Leider treten nur wenige Parteien für den Ethikunterricht ein, und wenn sie es tun, tun sie das hier in St.Katholistan nur sehr leise. Nur die Piraten sind da anders. so steht zB im Programm der Piraten Thüringen:

Mittelpunkt des Thüringer Ethikunterrichts ist der freie, selbstbestimmte, verantwortungsbewusste Mensch und sein Wirken und Handeln in der Gesellschaft. Der Unterricht ist wert- und weltanschaulich neutral angelegt, beinhaltet das Leben in der Gemeinschaft und die daraus resultierenden Gegebenheiten, Probleme, Regeln, Normen, Rechte und Pflichten. Einerseits wird Wissen über die Weltreligionen und andere Weltanschauungen vermittelt, andererseits wird über Themen wie Glück und Leid, Liebe und Sexualität, Leben und Sterben, Mensch und Umwelt, Krieg und Frieden, soziale Konflikte sowie die Verantwortung von Medien diskutiert. Dabei wird das eigene kritische Denken und Urteilsvermögen der Schüler gestärkt.

Die PIRATEN Thüringen sehen diese Lerninhalte unabhängig von Religionszugehörigkeit und Konfession und fordern daher einen gemeinsamen Ethikunterricht für religiöse sowie nicht-religiöse Schüler. Dieser soll nicht in Wahlkonkurrenz zum Religionsunterricht stehen. Dass religiöse und nicht-religiöse Schüler gemeinsam miteinander statt getrennt nebeneinander diskutieren, fördert den integrativen und diskursiven Charakter des Ethikunterrichts und damit das gegenseitige Verständnis der Schüler.

und im Programm der Piratenpartei Rheinhessen heißt es:

Es ist in diesem Zusammenhang auch nicht diskriminierungsfrei, wenn an den Schulen christlicher Religionsunterricht angeboten wird, aber für die Kinder aus islamischen Familien kein Angebot gemacht wird. Statt Überlegungen anzustellen, wie zum Zwecke der Gleichbehandlung islamische Religionslehrer ausgebildet und der Islam in den Schulunterricht integriert werden kann, soll nach Ansicht der PIRATEN religiöser Unterricht an staatlichen Schulen nicht mehr angeboten werden, ausser auf Wunsch im Rahmen freiwilliger zusatzfächer Fächer oder Arbeitsgemeinschaften. Stattdessen sollen den Schüler und Schülerinnen im Ethikunterricht und auch in den gemeinschaftskundlichen Fächern die verschiedensten Religionen und auch humanistische, religionsfreie Weltanschauungen vorgestellt werden, sodass ihr jeweiliger Stellenwert für das gesellschaftliche Zusammenleben in verschiedenen Kulturen deutlich wird. Hier sind insbesondere verbindende Aspekte zu betonen, um Vorurteile abzubauen und um das Zusammenleben zu stärken. Dabei sei auch herauszuarbeiten, dass die staatlichen Gesetze für das Zusammenleben uneingeschränkt für alle Menschen gelten, während religiöse Normen aufgrund einer persönliche freien Wahl angenommen werden, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat.

In einem Kommentar für ka-news beschreibt Marie Wehrhahn den Ethikunterricht auch als mögliches Instrument der Integration:

Integration im Klassenzimmer: Ethik-Unterricht für alle!

Kultusminister Andreas Storch will das Angebot von Islamischem Religionsunterricht in Baden-Württemberg ausbauen. Dadurch soll die Fanatisierung von muslimischen Jugendlichen verhindert werden, getreu dem Motto: Wissen beugt vor. Katholisch, Evangelisch, Islam ... - wäre es nicht viel eher endlich Zeit für einen glaubensunabhängigen Ethik-Unterricht für alle Schüler?[/b]

Gerne erinnert man sich an den Religionsunterricht in der Grundschule. Ausmalbilder, Gleichnis-Theater spielen, Weihnachtsdeko basteln. Kniffliger wurde es in der Mittelstufe: Statt einer Note für das am schönsten gestaltete Arbeitsheft, wurde nun bewertet, wie schnell man Bibelstellen finden konnte.

Integration fängt an, wo Differenzierung aufhört

In Abiturzeiten folgten schließlich Debatten über Abtreibung, die Gefahr von Rockmusik und Kirchensteuer - die restlichen 90 Prozent der Unterrichtszeit prägten Spielfilme, die im entferntesten etwas mit Theologie und Geschichte zu tun hatten. Natürlich - es liegt immer am Lehrer. Doch so ganz klar wurde mir der Sinn des Religionsunterrichts nie. Noch immer muss ich bei Trivial Pursuit in der jeweiligen Kategorie auf Ratespielchen umsteigen, wenn es um die Reihenfolge der vier Evangelien geht.

Das Fach Religion - für viele Schüler noch heute ein Sinnbild für "heimlich Hausaufgaben machen", "chillen" und "ein bisschen in der Bibel blättern." Ob konfessionslos, erzkatholisch - oder anderer religiöser Herkunft. Das unabhängige Alternativfach Ethik ist auch heute noch oft erst ab der Sekundarstufe und nicht an allen Schulen wählbar.

Dabei ist es angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung, angesichts zunehmender Migration und auch angesichts der anhaltenden Kirchenflucht, nicht Zeit, über eine grundsätzliche Reform des Unterrichtsangebots nachzudenken? Wäre es nicht sinnvoller, die Religionsfächer zu bündeln und Schüler gemeinsam und auf gleicher Ebene über Moral, Wertvorstellungen, kulturelle Traditionen und soziale Verantwortung aufzuklären? Sachliche Debatten beispielsweise über Jugendkulturen in der Mittelstufe, Diskussionen über philosophische Gesellschaftstheorien in der Oberstufe inklusive.

Das wäre ein wichtiger Schritt in Sachen Integration. Schließlich ist es ein wichtiges Ziel, Kinder - egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund - schon in der Schulzeit das Gefühl von Zusammengehörigkeit zu vermitteln. Die religiöse Splittung schon im Schulalltag ist kontraproduktiv und nicht zukunftsträchtig.

Der Artikel stellt eine interessante Frage, und die Antwort ist: ja! Es ist sogar höchste Zeit für einen konfessionslosen verpflichtenden Ethikunterricht für alle!

Ich selber hatte zum Glück einen der ersten reli-Professoren die im evangelischen Unterricht einen Ethikunterricht ausprobiert haben. Das ist mittlerweile bei den evangelischen (AB) standard, und wie ich in diversen Diskussionen zu diesem Thema erfahren habe machen das in Wien auch schon einige katholische Professoren.

Gerade dort haben wir selbstständiges denken, kritisches hinterfragen und selbstständiges erarbeiten von Inhalten gelernt, was in keinem anderen Fach vorgesehen war. In Kombination mit diversen Entspannungs- und Konzentrationstechniken haben wir dort gelernt uns das was uns die Schule nicht ausreichend vermitteln konnte selbst beizubringen, und das ist jedenfalls mehr wert als zu lernen an mittelalterliche und noch ältere Dogmen zu glauben.

Das hatten auch die meisten ohne Bekenntnis und von dem Unterricht ihrer Konfession abgemeldeten als sinnvoll erkannt, und nahmen freiwillig an dem Unterricht Teil. Wenn es sinnvolle Angebote gibt, entstehen Integration und Bildung wie von selbst.

ahoy

hellboy

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melitta.müller

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Die Tempeltänzerin

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Eveline I.

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gigimannheim

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Steve Bushman

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