Eine typisch deutsche und österreichische Volkskrankheit: Das Vergessen

Immer wieder stelle ich das fest:

Geschichtskenntnis : Null

Interesse dafür: Null, komma Null

Resultat: DER willkommene Nährboden für Falschinformationen, für Leute, die man lenken kann, besser, als es jeder Puppenspieler beherrscht.

Dabei ist es ja so einfach, wenn man die Grundregel jedes Wanderes beachtet:

„Nur der, der weiß, wo er herkommt, kann auch wissen, wo er hingeht“

Aber vielleicht will man das ja auch gar nicht wissen. Vielleicht fühlt man, dass die Situation zerfahren ist, dass wir uns auf einen Bürgerkrieg zubewegen, dass die Dinge in ein unkontrollierbares Ausmaß abtriften, dass wir uns irgendwo hinbewegen, was wir niemals gewollt oder gar vermutet haben.

Warum das alles?

Man schiebt es Bertholt Brecht zu, diesen Ausspruch, aber er stammt von George de Santayana:

„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

Dazu aber bräuchte man aber Geschichtskenntnis, und zwar so umfassend, dass man sich auch in der Lage sieht, diese zu analysieren.

Worauf will ich hinaus:

Am 23. 2. jährt sich wieder der Luftangriff auf die Stadt Pforzheim. Mit verheerenden Folgen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriff_auf_Pforzheim_am_23._Februar_1945

Wer weiß denn das schon? Wen interessiert denn das noch heute? Mich vielleicht? Und wenn ja, warum? Hab ich dort Verwandte, oder andere persönliche Beziehungen? Mitnichten.

Ich bin Wiener, - kenne Pforzheim nur als Schmuckstadt, als die Stadt der Edelsteine. Sicher war ich ein- oder zweimal in meinem Leben dort. Das wars dann aber auch schon.

Aber ich habe mich zeitlebens für Geschichte interessiert. Ich kenne nicht nur die eingetrichterte Geschichte (Ausschwitz, Dachau, usw.), sondern die ganze Geschichte. Und weil ich eben diese „ganze“ Geschichte kenne, bin ich zu einer Erkenntnis gelangt:

„Krieg ist eines der grausamen Spiele, bei dem immer die einen für etwas bezahlen müssen, was eigentlich ganz andere verschuldet haben“.

Ich bin hinter so manches gekommen, was man in der einfachen gestrickten Bildung und Information gar nicht bemerken kann, - z.B. welchen irreversiblen Nachteil die braune Ära den national gesinnten Kräften in Deutschland und Österreich beschert hat. Wenn man das jemanden erzählt, stößt man meistens auf Unverständnis und Unglauben. Aber ich verstehe das, - die Leute können es ja gar nicht wissen oder beurteilen, - woher auch. Dafür müßte man sich eingehend mit der Geschichte befassen, - schon ab Beginn des letzten Jahrhunderts.

In einer Zeit, in der die Geschichte im Schulalltag auf ein Minimum gekürzt wird, und dabei nur noch die paar Fragmente herausgegriffen werden, die heute „in“ sind, kann man gar nichts anderes erwarten. Auf die Idee, dass das alles so gewollt ist, kommt niemand.

Aber ich weiß, dass nur der tote Fisch mit dem Strom schwimmt. Deswegen informiere ich mich, solange die Möglichkeiten dazu noch bestehen. Deshalb weiß ich aus der Geschichte vielleicht so manches, was die meisten nicht wissen. Deshalb weiß ich auch - in etwa - über die Vorgänge in Pforzheim Bescheid.

Ob mir diese Kenntnisse irgendwie weiterhelfen?

Ja. Denn ich weiß, wie wichtig es ist, den Anfängen zu wehren. Auch, wenn es heute aus einer ganz anderen Ecke kommt. Trotzdem muss man sich zur Wehr setzen. Derjenige, der sehen will, kann des Kaisers neue Kleider auch noch heute erkennen.

Pforzheim ist ein Puzzle im großen Mosaik. Aber man sollte diese Vorgänge von damals auch kennen. Einfach nur für uns. Für eine Beurteilung der Gegenwart und eine Einschätzung für die Zukunft. Auch, wenn es viele nicht verstehen.

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philip.blake

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Grossfire

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