Anlass war eine Meldung in einem anderen Forum:

https://www.unzensuriert.at/content/0024403-Gesundheitsministerium-FSME-kann-durch-Rohmilch-uebertragen-werden

Macht mich natürlich stutzig, zumal ich zu denen gehöre, die mit Vorliebe Rohmilch trinken. Daraufhin habe ich mich in diese Problematik eingelesen. Hat etwas gedauert, und vielleicht ist auch jemand wie ich unter den Lesern, die gerne Milchrohprodukte verzehren und die meine gewonnenen Erkenntnisse kompakt nachlesen wollen.

Natürlich sind wir von gewissen Medien gewohnt, dass sie regelmäßig irgendeine Sau durchs Dorf treiben, ohne genau zu recherchieren, was da Sache ist und was nicht. BILD ist da vorbildlich. Deshalb fühlten sich gewisse Fachorgane genötigt, die Dinge ins rechte Licht zu rücken, z.B.:

http://www.tierschutz4all.de/p/2014/06/gefaehrliche-neue-zecke-toetet-hunde/

Nun habe ich mir da mal Material übers Internet herausgeholt. Um das Ergebnis vorwegzunehmen:

Es ist derart widersprüchlich, dass man nur den Kopf schüttelt.

Fazit: Viel Lärm um nichts.

Meine Begründung:

Die im unzensuriert-Artikel angegebene Anfrage resp. deren Beantwortung ist äußerst diffus:

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/AB/AB_12255/imfname_643268.pdf

Daraus entnommen:

Frage 3:

Sind dem BMGF Fälle von FSME Übertragungen in Österreich bekannt?

Wenn ja, welche?

Ja, neben Zeckenstichen sind meinem Ressort auch Übertragungen durch Rohmilch und Rohmilchprodukte als Teil der österreichischen FSME-Überwachung bekannt geworden

Genaueres aber wird nicht angegeben, lediglich auf englischsprachige Literatur verwiesen. Bei genauerem Nachforschen merke ich bereits eine Unterschiedlichkeit bei der Zahl der angegebenen Krankheitsfälle. Da steht z.B. in der Antwort des Parlaments (siehe link oben):

2011 wurden in Vorarlberg 7 Fälle von FSME- Erkrankungen registriert.

Dazu gibts aber auch andere Meldungen, die von 11 Erkrankungen sprechen:

http://www.vol.at/zeckengefahr-vorarlberger-experten-empfehlen-die-fsme-impfung/3576550

Dazu kommt die Ungenauigkeit. In vielen Berichten schreibt man diffus was über Milch. In anderen, die sich da genauer damit befassen, nicht von Kuhmilch, sondern von Ziegenmilch resp. – käse.

Zum Beispiel hier:

https://www.ages.at/service/service-presse/pressemeldungen/informationen-zu-fsme-infektionen-ueber-rohmilchkaese/

Ich zitiere daraus:

Weidetiere wie Rinder, Schafe und Ziegen sind naturgemäß auch Blutwirte der in Europa am weitesten verbreiteten Schild-Zeckenart Ixodes ricinus (auch gemeiner Holzbock genannt). Im Anschluss auf die Übertragung von FSME-Viren durch infizierte Zecken gelangen die Viren nach drei bis sieben Tagen in den Blutkreislauf und in dieser sogenannten "virämischen Phase" auch in die Milch. Wird virushältige Rohmilch beziehungsweise ein daraus hergestelltes Rohmilchprodukt konsumiert, so kann es zu einer oralen Übertragung des FSME-Virus kommen.

Dazu mal eine Übersicht über die Zecken schlechthin:

https://zeckenrollen.de/zecken/zeckenarten-in-deutschland/

Was man aber nicht dazuschreibt, das ist eine Info über die Verbreitungsgebiete. Das habe ich in einem anderen Beitrag gefunden:

https://www.zecken.de/de/news/fsme/beliebte-urlaubslaender-fsmerisikogebiete

Das passt aber überhaupt nicht zum Inhalt eines anderen Beitrags, nämlich:

http://www.netdoktor.de/krankheiten/fsme/

Ich zitiere daraus:

In seltenen Fällen kann man sich durch verseuchte Rohmilch oder Rohmilchprodukte (zum Beispiel Ziegen- oder Schafskäse) mit FSME anstecken. Dieser Übertragungsweg stellt besonders in Osteuropa ein Ansteckungsrisiko dar, in Deutschland gilt er als Rarität.

Da ich denke, dass Rumänien auch zu Osteuropa gehört, kann da irgendwas nicht stimmen.

Was die ganze Sache generell relativiert, ist folgender Beitrag:

https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/fsme-borreliose-durch-milch-uebertragbar/?fsme-borreliose

Ich zitiere daraus:

Professor Jochen Süss vom Friedrich-Loeffler-Institut hält eine Übertragung der Lyme-Borreliose über die Rohmilch infizierter Kühe, Ziegen oder Schafe für nahezu ausgeschlossen. Auch Säuglinge werden vermutlich nicht über die Milch von borreliosekranken Müttern angesteckt.

Bleibt die Frage, was man von dieser Info halten soll.

Warum hacke ich da so drauf herum:

Ich trinke seit Jahrzehnten die Milch direkt von der Kuh, - allenfalls gewärmt, aber nicht pasteurisiert. Was da drin ist, weiß ich nicht, ich bin kein Lebensmittelspezialist.

Ich weiß nur eines:

Ich bin seit Jahrzehnten ein gesunder Mensch, hab weder Allergien oder sonst was, was mit Unverträglichkeit, Verdauungsbeschwerden oder Ausschlägen zusammenhängt, und habe auch genügend körpereigene Abwehrkräfte gegen Infektionen.

Daher frage ich mich:

Will man mit solchen Larifari-Meldungen „prophylaktisch“ verhindern, dass sich noch mehr Leute dazu entwickeln, den Hausarzt nur mehr dann zu grüßen, wenn er am Gehweg vis-a-vis die Straße hinunter- und ich die Straße hinaufgehe?

Jede Meldung, die nicht oder nur oberflächlich recherchiert ist, kann nur Irritationen hervorrufen. Deshalb sollte sich jedes Medium der Verantwortung darüber bewusst sein, wenn es solche Infos rauslässt. Gerade in Sachen Gesundheit, Ernährung und Medizin.

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