Diese Gedanken habe ich bereits letztes Jahr an anderer Stelle geschrieben, ich dachte mir, dass ich es auch hier reinstelle. Schließlich hat sich von der Situation her gar nichts geändert, - höchstens, dass es für mich schon das zweite Jahr mit absolut kauffreien Weihnachten ist.

Klar stellt sich die berechtigte Frage, was dieses Thema hier zu suchen hat, - wo man sich über Politik und Wirtschaft unterhält.

Ich denke, es hat auch hier was zu suchen. In dieser Zeit, nicht wissend, was sie uns bringt, in einer Zeit, die uns seit der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nach einem anfänglichen Aufwärtstrend von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr abverlangt, eine Zeit, die uns alle ins Hamsterrad hineinpreßt, damit wir erst gar nicht zum Nachdenken kommen, in dieser Zeit, wo wir im Hinterkopf Angst vor der Zukunft verspüren, in dieser Zeit haben wir lange schon vergessen, dass „weniger“ oft „mehr“ sein kann.

Advent war vom christlichen Sinn her die Zeit der Erwartung. Worauf man wartet, das war die Geburt des Erlösers. Nun haben sich mittlerweile viele schon von der christlichen Tradition abgewandt, - aus den unterschiedlichsten Gründen. Beim Einen läßt es die Zeit nicht zu, beim Andern wars die Kritik am Verhalten der Kirche, beim Dritten wars die Änderung seiner persönlichen Überzeugung, - usw.

In Anbetracht der täglichen Ereignisse in Europa wäre es gut, wenn sich wenigstens diejenigen, die irgendwann mal christlich getauft wurden, der Werte besinnen, die früher einmal das Fundament unserer Gesellschaft gebildet haben. Ob man das aus tiefster religiöser Überzeugung tut oder einfach aus dem Grund, um in einer vom Islam zunehmend beeinflußten Gesellschaft zu demonstrieren, dass man da andere Ansichten vertritt, - die Bandbreite ist groß und bleibt jedem selbst überlassen.

Aber zum Beginn des Advents kommen noch andere Überlegungen hinzu. Gerade den selbständig Tätigen erscheint diese Zeit wie eine Art von „count-down“. Man unterliegt dem vermeintlichen Zwang, noch dies oder das unbedingt vor Weihnachten erledigen zu müssen. Das wiederum bewirkt letztendlich, dass man sich regelmäßig mit hängender Zunge und schweißgebadet am Heiligen Abend unter den Weihnachtsbaum setzt.

Jahr für Jahr habe ich mir vorgenommen, dieses Kesseltreiben für mich und meine Familie zu beenden. Das letzte Jahr ist es mir gelungen, schon drei Tage vor dem Weihnachtsfest den berühmten Schlüssel herumzudrehen; - ich wertete das als persönlichen Erfolg. Dieses Jahr beginne ich bereits jetzt damit, zu sortieren, was ich wirklich, um Schaden für den Betrieb und die Familie abzuwenden, im Dezember noch erledigen muss und was ich auch getrost in den Januar verschieben kann.

Leider gehöre ich nicht zu der Art von Menschen, die bereits Wochen vor Weihnachten den Weihnachtsbaum zuhause aufstellen und denselben spätestens zum Jahresende wieder entfernen. Für mich und meine Familie existiert noch die alte Tradition meiner Kindheit, dass die Weihnachtstanne ein bis zwei Tage vor Weihnachten frisch geschlagen und am 24. Dezember geschmückt wird. Dafür steht aber dieses Symbol der Weihnachtszeit sechs Wochen lang bis zum 2. Februar. Gut, diese Möglichkeit hat nicht jeder.

Aber Advent und Weihnachten bedeutet für mich auch noch etwas anderes. Meine Kinder sind erwachsen, nur der Jüngste lebt noch bei uns. Deshalb haben wir schon seit mehreren Jahren damit begonnen, die Weihnachtsausgaben spürbar herunterzuschrauben. Klar geht das in Familien, wo man kleine Kinder hat, wenn überhaupt, dann nur bedeutend schwieriger als bei Erwachsenen. Auch mir ist es schwergefallen, gegen diese Einbildung anzukämpfen, dass man sich erbärmlich fühlt, wenn man für den nächsten Angehörigen zu Weihnachten kein Geschenk besorgt hat. Aber ich denke, dass wir es in diesem Jahr schaffen werden, ohne die üblichen Geschenke auszukommen,- und damit meine ich die Waren, die man anfassen kann. Irgendwie bin ich draufgekommen, dass es ganz andere Geschenke gibt, die man eben nicht anfassen kann, und die viel mehr Gewicht im Leben haben.

Um das besser zu verdeutlichen, zwei links für einschlägige Videos. Das erste ist eine rumänische Produktion, - aber es ist mit englischen Untertiteln versehen:

Das zweite ist ein bekanntes Lied von Udo Jürgens:

https://www.youtube.com/watch?v=kUAGVr1HceM

Wenn man sich diese beiden Videos angesehen hat, dann weiß man genau, was ich meine und warum ich das so meine, was ich anschließend sage. Eine der kostbarsten Faktoren in unserem Leben ist die Zeit. Insbesonders die Zeit, die man sich für andere nimmt, die einem wichtig sind. Spät, aber vielleicht doch nicht zu spät, habe ich das begriffen.

Ich werde also dieses Jahr in keine Geschäfte laufen, um irgendwas zu kaufen, das man sowieso nicht braucht und das bestenfalls in irgendeiner Schublade landet. Aber auch das, was man braucht und sowieso angeschafft hätte, wie der typische neue Staubsauger zu Weihnachten für die Frau des Hauses, - auch das wird ausfallen. Meine Familie wird das – gemäß unserer Absprache – genauso tun.

Aber ich werde mir bedeutend mehr Zeit für die Familie nehmen. Meine Frau werde ich gerade in dem unterstützen, was in der Weihnachtszeit vermehrt anfällt, in der Küche und im Haus, damit nicht alles auf ihren Schultern liegt. Damit wir auch Zeit für uns haben und zusammen das unternehmen können, was ihr gefällt. Mit meinem Jüngsten werde ich mich sicher mehr als in den vergangenen Jahren zum Schifahren einfinden, - hoffentlich spielt das Wetter mit. Von der Schwiegermutter werde ich mir das alte Gelaber anhören, das ich schon in- und auswendig kenne, und trotzdem einen freundlichen Blick aufsetzen.

Natürlich habe ich da kein gutes „Geschäft“ gemacht, wenn man das von der finanziellen Seite aus betrachten will. Die vorgenannten Freizeitaktivitäten kosten ja um einiges mehr, als es ein raffiniert ausgesuchtes Geschenk in einem Diskount-Laden kosten würde. Aber die „Zeit“ ist nun mal ein teurer Faktor, und die daraus resultierende „Zufriedenheit“ ist einfach unbezahlbar.

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baur peter

baur peter bewertete diesen Eintrag 10.12.2016 20:42:14

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