Vor mir fällt der Felsen steil ab in den Atlantischen Ozean. Da draußen hinter dem weiten Horizont ist vielleicht eine wunderbare Welt zu finden. Dort draußen warten unermessliche Schätze. Dort draußen warten Völker, dass man sie findet. Dort draußen findet man vielleicht auch die zwölf verlorenen Stämme Israels.
Das dachten sich auch die großen Entdecker. Ihre Sehnsucht war so groß, dass sie oft weinten. Sie saßen hier am CAPO DA ROCA und schauten in die Weiten des Ozeans. Dort draußen warteten aber auch Ungeheuer, die Hölle und das Ende der Welt. Doch es war der unbezwingbare Mut einzelner, der sie aufbrechen ließ, in diese unendliche Ferne. Nach ihnen folgten die Missionare, die Beamten, die, die sich die Welt dann aufteilten. Wieder mit dem Schwert und mit dem Kreuz wurde reiche Ernte gehalten. Ganze Völker wurden im Namen des Glaubens ausgerottet.
Die Götter der Eingeborenen der neu entdeckten Welt waren zu schwach. Das Kreuz, das war der einzig richtige Glaube, und Gott war mit ihnen. Für Gott und Gold zogen sie los, um reich zu werden. Doch viele fanden nur den Tod in dieser neuen Welt. Welche Chance wurde damals wieder vertan. Das alte Europa fand ein Paradies, doch die Habgier zerstörte es. Man nahm einfach ohne zu fragen, denn Gott war auf ihrer Seite. Die Einheimischen verstanden nicht, warum dieser Gott an einem Kreuz hing. Sie verstanden nicht, warum ihnen ihr Land auf einmal nicht mehr gehörte.
Was haben wir gemacht, aus dieser neuen Welt, in nur wenigen Jahrhunderten? Lange sitze ich hier auf dem Felsen vom Capo da Roca. Ich habe die Zeit vergessen. Weit unten rauscht der Ozean in seiner Unendlichkeit. Da wird man sich bewusst, wie klein man eigentlich ist. Kein Gott, kein Glaube, kein Gold ist hier wichtig. Da bin nur ich, und die Unendlichkeit. Die Seefahrer von damals hatten schon Mut, auf ihren Nussschalen da hinaus zu fahren, in den stürmischen Ozean. Doch die ersten Entdecker, das waren noch Menschen, die einen starken Willen hatten, um Träume zu verwirklichen.
Auch wussten sie noch, was wirkliche Freiheit bedeutet. Für die haben sie gelebt. Wenn niemand weiß, was wirkliche Freiheit bedeutet. Wofür lebt man dann?