Das andere Jerusalem

DAS ANDERE JERUSALEM

Gerade war ich der Altstadt entronnen. Ich bin durch das Jaffa Tor gegangen. Ich steige einige Stufen hinunter. Plötzlich höre ich Musik, junge Israelis, Juden, aber auch Moslems gehen vorbei. So wie sich das Himmelreich wahrscheinlich öffnet, so stehe ich plötzlich am Anfang einer modernen Einkaufstreet.

Modern- cool- Shopping.

Alle Marken waren hier zu finden, moderne Architektur, moderne Kunst, moderne Menschen, sauber und steril. Hier wird gelacht, gekauft und das Leben genossen. Es glitzert das Licht, es ist plötzlich eine andere Welt Jerusalems. Der Gott heißt hier Mammon, wie überall auf der Welt, damit lässt es sich gut leben.

So ist man hier auch unter sich: Mitglied einer privilegierten, selbstbewussten Gesellschaft. Ein kurzer Blick in ein wunderbares materielles Himmelreich. Die Jugend mit Geld genießt wie überall das Leben.

Hier hat man als Fremder das Gefühl, diese Welt zu kennen. Es ist die eigene, es ist wie bei Mc Donalds, überall auf der Welt sehen sie gleich aus, so wird Heimat vermittelt. Eine Heimat, in der das Glück käuflich ist.

Man trägt es dann in schönen Plastiktaschen nach Hause. Es könnte in New York, London, Paris, Rom, Wien oder auch in Jerusalem sein. Eine künstliche Welt, in der niemals gefragt wird, welcher Mensch du bist. Du brauchst nur die Eintrittskarte, genannt Kreditkarte.

So sitze ich hier in einem Café, trinke eine heiße Schokolade, esse einen Schokokuchen, höre Musik und bin in der Welt, in der ich hier zumindest nicht sein wollte. Aber so ist es im Leben. Man kann sich nicht ausschließen, man kann diese Welt nicht verbannen oder schlechter machen als sie ist. Ich bin selbst ein Teil einer privilegierten Gesellschaft dieser Welt.

Man weiß um die Armut, man weiß Bescheid über den Dreck auf dieser Welt. Doch man sucht ein Abenteuer, eine Bestätigung für sich selbst, um ein kleiner Held sein zu können. Einer der zurückkehren kann in die privilegierte Welt.

Hier sind auch viele, die Gott finden wollen. Aber mit Komfort. Dass hier das Zusammenleben der Menschen sehr problematisch ist, das will man nicht sehen.

Man sagt sich, was kann ich dafür, wenn sie sich da gegenseitig umbringen, einsperren oder unterdrücken. Aber was sind das nur für Gedanken? Ich sitze hier im Café-Café, trinke eine heiße Schokolade. Schon schlendere ich durch die modernen Geschäfte und habe das alte Jerusalem kurz vergessen.

Niemand, auch nicht Jesus könnte alle diese Händler vertreiben.

„Schalom“, so ist das im modernen Jerusalem.

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fischundfleisch

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