Im Jahr des Herrn- anno 2014
Österreich: ein etwas größeres Dorf irgendwo am Land. Welches? Namen sind Schall und Rauch. Jetzt haben wir aber in unserem Land ein Asylproblem. Das heißt, es kommen immer mehr Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge zu uns und müssen untergebracht und versorgt werden. Eine Zeitlang hat man das toleriert, Österreicher sind hilfsbereit.
Jetzt werden es aber immer mehr Fremde, die zu uns kommen und Hilfe benötigen. Von Wien wurde die Nachricht an Länder und Gemeinden gesendet, die Aufnahmequoten von Flüchtlingen zu erfüllen. Das ging an die Bundesländer, an die Gemeinden und Bezirke. So kam auch diese Nachricht in dieses größere Dorf.
Nicht an die Bevölkerung, sondern in das Gemeindehaus und zum Bürgermeister. Aber was tun? Man wusste schon, dass die Bevölkerung das nicht will, dass sie Vorurteile hat, da man ja schon so vieles gehört hatte. Was tun, überlegte der Bürgermeister? Das Land hat angefragt, man sollte tunlichst die Quote erfüllen, Anweisung von ganz oben. Na ja, da waren schon noch einige Gemeinde-Wohnungen frei, auch ein ehemaliges Bordell stand leer. Gesagt, getan, diese Unterkünfte wurden dafür vorbereitet, sodass bald die Fremden kommen konnten. Die Einwohner, bemerkten nichts von der Tätigkeit des Bürgermeisters. Dann kam ein Bus, vollgefüllt mit Asylanten aus Syrien, Afrika und der Ukraine. Etwa 100 Personen, hauptsächlich junge Burschen: Die Hälfte wurde beim ehemaligen Bordell abgeladen, die anderen zu anderen Unterkünften gebracht. Die Asylanten bekamen Tagesgeld, mussten sich also selbst versorgen.
Die Unterkünfte waren dazu dementsprechend vorbereitet worden und der Busfahrer musste weiter. Da standen sie nun die Fremden. Man hatte vergessen, sie zu begrüßen und einzuweisen. So machten sich an die zwanzig junge Burschen auf den Weg etwas Essbares zu finden. So kamen sie zur Raiffeisenbank, das erste Haus am Weg. Sie umkreisten das Haus, schauten bei der Türe und bei den Fenstern hinein .
Der Filialleiter und die Angestellten bekamen Angst und informierten die Polizei, die dann auch sofort mit Blaulicht heranfuhr. Zwanzig Gestalten, mit dunkler Haut, sehr verdächtig. Erst nach Rücksprache mit dem Bürgermeister war die Sache geklärt. So marschierten die zwanzig weiter zum Billa. Wieder Unruhe, Erstaunen, Sprachschwierigkeiten und daher wenig Verständigung. Jetzt war aber die Katze aus dem Sack, der Bürgermeister hatte über die Köpfe der Einwohner entschieden, über 100 Asylanten aufzunehmen. Es war aber nicht so, das die Bewohner fremdenfeindlich wären, nein.
Sie kannten ja die Welt da draußen, aber warum gerade bei uns und gefragt hat uns auch niemand .“ Protest , Aufstand und Wut. Der Bürgermeister legte sein Amt zurück, der Stellvertreter bekam nach einigen Tagen einen Gehörsturz, und jetzt hat das größere Dorf zurzeit keinen Bürgermeister. Man wartet auf die Gemeinderatswahlen.
Na ja, die Fremden sind immer noch da. Man beobachtet sie. Es ist zwar ruhig, aber es ist nichts mehr so wie es einmal war. Man denkt hinter verschlossenen Türen, oder auch öffentlich am Stammtisch im Gasthaus , darüber intensiv nach, welche Rechnung man bei der Gemeinderatswahl der Politik präsentieren will. Der Tag als die Fremden kamen, hat auch die Angst und das Misstrauen mitgebracht. Nichts wird mehr so sein in dem Dorf wie es einmal war, das hört man oft.
Und was machen wir jetzt?