Es ist sehr heiß. Ich stehe am Rande einer steinigen Ebene und der Wind wirbelt den Staub in die Höhe. Weit oben kreist ein Condor über meinem Kopf. Es ist nicht viel zu sehen. Ein kleines Haus mit einigen Bäumen, aber ich fühle etwas, etwas das nicht erklärbar ist. Hier hat ein Mensch gelebt, es war eine Frau. Fast ihr ganzes Leben war sie hier, um zu forschen. Man hat ihr hier ein kleines Museum geschaffen. Einfach, aber mit großer Ausstrahlung.

Es ist, als wäre diese Frau noch hier, als würde sie gerade zurückkommen, von der großen Ebene, wo sie forschte. Jetzt stehe ich vor einem kleinen Grab, in dem der Körper dieser Frau für immer ruht. Irgendwie bin ich sehr nachdenklich geworden, ein Windstoß reißt mich aus meinen Gedanken. Wie arrogant und wissend gehen wir herum, doch wie wenig wissen wir? In einer der trockensten Regionen der Erde, inmitten Perus, sind in dem Wüstenboden geheimnisvolle Zeichen eingraviert. Nur aus der Luft erkennbar, liegen auf mehr als 250 Quadratkilometern riesenhafte Pflanzen- und Tierfiguren in einem Netzwerk von Trapezen, Dreiecken und Spiralen über die Pampa ausgebreitet: Artefakte der Nasca-Indianer. Maria Reiche geb. am 15.Mai 1903 in Dresden, gest. am 8. Juni 1998 in Lima Peru, war eine deutsche Mathematikerin.

Die Dresdnerin Maria Reiche versuchte in 40-jähriger Forschungsarbeit das Geheimnis und die Bedeutung der Geoglyphen zu lüften. Ihre Theorie, da es sich um eine riesige astronomische Kalenderanlage handelt, ist bis heute nicht bewiesen. Doch führte ihr unermüdlicher Einsatz dazu, dass die empfindlichen Wüstenbilder im Jahre 1995 unter den Schutz der Unesco gestellt wurden. Nach und nach entdeckte sie immer mehr Figuren, doch waren diese anfangs nicht ihre Hauptaufgabe. Mit Maßband, Sextant und Kompass, dann auch mit dem Theodoliten, vermisst sie fast 1000 Linien und untersucht sie auf ihre astronomische Gerichtetheit.

Beladen mit Messgeräten und Leiter läuft Maria oft lange Strecken und verzichtet auf den Proviant. Um die zeitaufwendige Anfahrt aus Nazca zu sparen, zieht sie in eine einfache Hütte ohne Wasser und Strom am Rande der Wüste. Als später ihre Sehkraft nachlässt, beginnt sie sich den Figuren zuzuwenden. Sie fragt sich, wie die riesigen Zeichnungen technisch und künstlerisch so perfekt geschaffen worden sind .

Erst lachten die Bewohner von Nazca über die Frau, die die Wüste fegt. Denn behutsam reinigt Maria mit einem Besen die Zeichnungen vom Staub. Als aber der touristische Aufschwung kommt, wird die Doctora Reiche bald wie eine Heilige verehrt.

Ich steige in ein einmotoriges Flugzeug, um die Figuren und Linien von oben zu sehen. Langsam erheben wir uns wie ein Condor in die Lüfte. Es wackelt und rüttelt, doch ich bin fasziniert von dem was ich da am Boden sehe. Unendlich lange Linien, Dreiecke und riesige Tierzeichnungen.

Wie wurden sie gemacht, frage ich mich, konnten die Bewohner dieser Ebene, damals schon mit Flugmaschinen fliegen? Es ist und bleibt ein großes Rätsel. Sicher kann man vieles hinein interpretieren, aber wenn man es sieht, fühlt man etwas Großartiges. Nicht alles ist immer erklärbar, auch nicht im 21. Jahrhundert. Nachdenklich verlasse ich diesen Ort. Doch es bleibt in mir etwas zurück, etwas, das mir das Gefühl gibt, dass wir mit unserer Technik des 21. Jahrhunderts doch nicht so klug sind wie wir uns gebärden. Sollten Sie einmal nach Peru kommen, so besuchen Sie die Linien von Nasca.

Es ist etwas ganz Besonderes, man wird diesen Anblick niemals vergessen. Und es bleibt das Gefühl des Geheimnisvollen zurück und man verneigt sich symbolisch vor einer großartigen Frau und Forscherin.

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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Bernhard Juranek

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irmi

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