Nebel zieht über den Canale Grande . Ein kalter Wind weht durch die schmalen Gassen dieser alten Stadt. Den Kragen meines Mantels habe ich hochgeschlagen, es fröstelt mich etwas. Venedig im Winterregen. Aber man spürt etwas- es ist bald wieder Karneval. Diese Stadt hat ihren Zauber, vor allem zu dieser Jahreszeit. Nachts spürt man sie, die Geister dieser Stadt. Man hört ihre Stimmen, das Lachen und Weinen. Die Geräusche sind seltsam, man muss nur stehen bleiben, und lauschen. Da spürt man die Vergangenheit körperlich. Masken blicken aus den Fenstern, leise klingt Musik an mein Ohr, Musik aus einer längst vergangenen Zeit. Da findet man etwas zurück zu sich selbst, und man kann spüren, wie warm das Herz schlägt, auch wenn es Winter ist. Es ist die Sehnsucht nach der Liebe , zu den schönen Dingen dieser Welt. Sie hat sich hier vereint. Viele Stimmungen, der Menschen vieler Jahrhunderte sind geblieben, und Nachts treibt der Wind und der Nebel sie durch die Gassen. Unsere Welt wäre wirklich kalt und leer, wie der Winter sein kann, gäbe es nicht dieses Gefühl der Sehnsucht . Wir sehnen uns alle nach schönen Dingen, nach Liebe und Vollkommenheit. Alles zeigt sich in unseren Träumen. Leise höre ich das Wasser plätschern, es reißt mich aus meinen Gedanken. Ein Boot zieht im Nebel vorbei, Gespenstisch . Ich höre Stimmen, aber sehe nichts, Gelächter, und schon ist da wieder diese Stille. Weit entfernt, höre ich auf einmal diese zauberhafte Musik. Sie ruft mich. Wie aus dem Nichts, sind sie da die Masken.
Ich trage einen seltsamen venezianischen Hut, und bin ein Teil des Geschehens. Welch mystische Gestalten, welch ein Zauber offenbart sich. Auf einmal sind da, viele Menschen, ich bin umringt von Masken, von Gelächter und Berührungen. Ich stehe am Markusplatz- und es ist ein wildes Treiben, das man nicht vergisst. Wer kann sagen, wer all diese Menschen da sind, hinter den vielen Masken. Die Geister Venedigs sind auferstanden, und feiern den Karneval. Immer mehr Gestalten strömen aus den engen Gassen auf den großen Platz. Marco Polo schreitet vorbei, Michelangelo und Kolumbus, Galileo Gallilei, Leonardo da Vinci, Casanova, Dante Alighieri. Sie sind alle da, vereint auf dem Platz der großen Geister. Da sind wunderschöne Frauen, sie lächeln hinter ihren Masken, und eine seltsame Erotik geht von ihnen aus. Ich bin verwirrt, es ist das Parfüm dieser Frauen in den Kleidern der Vergangenheit, das mich anzieht. Ich tanze mit ihnen, ich falle in weiche Arme, und spüre den Hauch der Ewigkeit, aber auch des Todes. Da ist man Casanova und Michelangelo zugleich. Zum Karneval zeigen die Menschen ihre Seele, ihre Träume, ihre Fantasien. Das ist Venedig und der Karneval- wer ihn nicht gesehen, nicht gespürt hat, der hat nicht gelebt. Viele Millionen Menschen unserer Erde träumen davon, einmal diese zauberhafte Stadt zu erleben. Eine Stadt die ununterbrochen lebt und stirbt. Eine Stadt, die im Meer versinkt, aber auch in den Nächten aufersteht, mit all seinen großen Geistern. Fahre nach Venedig, wenn du die Sehnsucht, die Liebe und den Zauber suchst, Fremder. Es kann passieren, das dich dieser Ort niemals mehr loslässt. Leben und Sterben in Venedig. Doch wenn man diese Stadt wieder verlässt, dann wird man ein anderer sein. Es ist so einfach, man muss nur den ersten Schritt tun, und gehen ,und es öffnet sich ein Horizont ein Gefühl, das man oft schon längst vergessen hat.