Ich sitze an irgendeinem einsamen Strand weit, weit weg auf einer einsamen Insel irgendwo im pazifischen Ozean. Wie war ich hierhergekommen? Keine Ahnung, darüber denke ich nicht nach, ich bin jetzt einfach hier. Die Wellen des Ozeans schlagen gegen meine Füße, das warme Wasser ist angenehm. Eine leichte Prise weht mir ins Gesicht und trocknet meine nassen Haare.
Da weit draußen, bis an den Horizont, sehe ich nur das Wasser. Einige Möven gleiten lautlos vorbei, sonst ist da außer dem Rauschen des Meeres kein Laut zu hören. Ich vermisse nichts aus meinem früheren Leben. Kein Handy, keinen Computer, kein Auto, kein Haus. Ich bin allein, ich denke im Moment auch nicht an Menschen, die mir nahe sind. Alles ist da so fließend, so einfach, so unbeschwert. So sitze ich am Strand und will mich gar nicht erheben, um mich umzusehen. Empfindungen wie Angst und Einsamkeit spüre ich nicht, auch nicht, dass ich irgendetwas tun sollte. Ich zähle die Meereswellen, die großen und die kleinen.
Die großen rauschen heran und verschlingen die Kleinen – kommt mir irgendwie bekannt vor – ich verwerfe aber diesen Gedanken wieder. Da sind Fische, die sich voll Lebensfreude im Wasser tummeln. Bunt und seltsam, große und kleine. Sie springen aus dem Wasser und erfreuen sich am Sonnenlicht. Ich sehe auch, wie große Fische die Kleinen fressen, denke mir nichts dabei, aber es kommt mir auch bekannt vor. Was geht das alles mich an, ich sitze hier und freue mich meines Lebens.
Es könnte nicht schöner sein. Ich bin im Jetzt, denke nicht, was kommen oder dass sich dieser Zustand je verändern könnte. Langsam erhebe ich mich und sehe mich um. Da ist ein Palmenwald, da sind Felsen und dahinter kleine Berge. Ein Strand wie aus der Fantasie gemacht, doch er ist da, das fühle ich. Kleine Eidechsen huschen herum, kleine Krebse versuchen wieder ins Wasser zu kommen. Es ist das lebendige Leben, das ich hier spüre. Ich sauge es auf, wie die Luft, die ich atme.
Ich sehe einen wilden Bananenstrauch und breche mir ein paar reife gelbe Früchte ab. Sie sind ganz klein, ganz anders als die Bananen, die ich kenne, sie schmecken köstlich und süß. Bin ich im Paradies gelandet, vielleicht, wer weiß? Die Sonne senkt sich langsam am Horizont. Da ist auf einmal das Kreischen von Papageien zu hören. Bunte Vögel. Jetzt sitze ich auf einen kleinen Felsen und sehe bewusst, wie sich das Wasser golden färbt durch die Sonne. Ist das noch wirklich oder träume ich?
Ich versuche mich wieder zu entspannen, nur nicht denken, das gehört hier nicht hin. Doch immer wieder kriecht es heran, das etwas, das sagt, ich muss etwas tun. Ich muss irgendeiner Pflicht, einer Arbeit, einer Bestimmung, einer Aufgabe, hinterherlaufen. So kann man nicht leben, das ist doch nur ein Traum. Wieso denken wir nur so? immer müssen wir etwas tun, etwas leisten, etwas bewegen, etwas gestalten, etwas erfüllen, etwas haben wollen.
Das hat doch alles auch seinen Preis.? Verrückt diese Gedanken. Eine Stimme reißt mich aus der Stille. „Aufwachen, geschlafen wird zu Hause, Zeit ist Geld, Herr Kollege, also sei produktiv und bewege dich.“ Ich sehe das Gesicht meines Chefs, und weiß plötzlich, dass ich direkt vom Paradies in die Hölle gefahren bin. Das reale Leben hat mich wieder und ich steige in mein Hamsterrad.
Aber jetzt geht es etwas leichter, ich weiß, da draußen, weit weit draußen im pazifischen Ozean, da gibt es eine einsame Insel. Dorthin werde ich eines Tages zurückkehren, um zu leben. Um das Leben zu spüren, ohne Hast, ohne Pflichterfüllung und ohne etwas haben zu wollen.
Klingt doch schön oder? Kommen sie mit?