Die rote Stadt aus Stein-wirst du nur einmal finden.

Ich stehe am Golf von Aqaba, an der Grenze zum Königreich Jordanien. Ein mystischer Ort, man sagt, hier traf König Salomo die Königin von Saba. Das ist geheimnisvolle Geschichte oder Mythos.

Wer weiß, der Wind der Wüste verweht alle Spuren. Ich bin ein Ungläubiger, ein Fremder, der hierher kam und hoffentlich wieder geht. Ich möchte zu dieser alten Stadt in den Bergen, diese alte rote Stadt aus Stein, die viele Geschichten erzählt. Seit der Zeit der Kreuzzüge hatte sie kein Europäer mehr betreten, erzählt man sich. Um das Jahr 1800 wussten nur noch wenige Gelehrte gerüchteweise von einer legendären, in den Fels geschlagenen Stadt im Nahen Osten.

Diese Stadt soll der herrlichste Ort auf dieser Welt sein. Wenn du sie findest, dann lässt sie dich nicht mehr los. Ihr Zauber verwandelt dich. Es ist wieder das Abenteuer, das Fremde, das mich immer wieder ruft. Auch heute kann man es noch finden. Man muss nur von den gesicherten Wegen der Neuzeit abweichen, man muss seinen eigenen Weg gehen. Jordanisch-königliche Soldaten überprüfen sorgfältig meine Papiere.

Fünfzig US-Dollar kostet es, um dieses Land betreten zu können. „SALEM ALEIKUM“ Allah sieht hier alles, also pass auf dich auf, Fremder. Hier in Aqaba, am Roten Meer, spricht die Geschichte direkt zu dir. Hier kämpften schon die Kreuzritter gegen die Moslems, hier erzählt die Geschichte auch vom berühmten Lawrence von Arabien.

Ich fahre hinaus in die Wüste, in die trockene Unendlichkeit. Die Zeit muss man hier schnell vergessen, sie existiert nicht. In den Bergen verschlingt mich der Nebel, der vom Meer herauf weht. Irgendwann bin ich am Ziel meiner Suche, ich stehe am Eingang einer schmalen Schlucht. Beduinen stehen davor, mit ihren Pferden und Kamelen. Die rote Stadt hat sich für die Menschen geöffnet. Doch ihre Geheimnisse liegen noch immer verborgen in diesen roten Steinen.

Das Volk der Nabatäer lebte hier vor langer, unendlich langer Zeit. Jetzt nennt man diese verlassene Stadt „Petra“. Kein Fremder konnte diese verborgene Stadt betreten. Da endet unser modernes Wissen, hier muss man fühlen und hören, denn die Steine können sprechen. Ich gehe durch eine schmale Schlucht aus rotem Gestein. Sie ist hunderte Meter tief in den Fels gegraben. Die Natur war hier der Bildhauer. Die Natur hat da etwas für die Unendlichkeit geschaffen.

Es sind seltsame Geräusche, die mich begleiten. Nach einiger Zeit öffnet sich die Schlucht, und ich stehe vor dem ersten Tempel eines alten Volkes. Kunstvoll haben sie den harten Fels bearbeitet. Der Eingang lockt mich zum Eintreten in das letzte Geheimnis des Lebens. Das Tal öffnet sich vor meinen Augen und riesige Monumente im Fels werden sichtbar. Hier hat ein großes Volk gelebt. Welcher Glaube hat diese Stadt geschaffen? Welcher Gott war hier gegenwärtig?

Ich stehe ergriffen und überwältigt und schaue in die Unendlichkeit der großen Geheimnisse. Langsam betrete ich den Eingang zu einem großen Tempel. Der Schatten verschluckt mich, und ich stehe in einer Halle, größer als jede Kathedrale dieser Welt. Die Steine schimmern rot und glitzern wie Gold. Hier bin ich in 1001er Nacht und habe meine Welt vergessen. Man muss aufpassen, dass man sich da nicht verliert. Die Beduinen sagen, man kann diese Stadt nur einmal betreten. Finden wird man sie nur, wenn man reinen Herzens ist.

Spät abends sitze ich in einem Beduinenzelt und trinke süßen Pfefferminztee. Mit Beduinen am Feuer sitzen und lachen, das ist ein Erlebnis, das man nicht vergisst. Sie machen Musik und singen ihre alten Lieder. Als ich aus dem Zelt hinaus trete in die Nacht, eröffnet sich ein Sternenhimmel, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Klein und winzig fühle ich mich, und doch irgendwie im Herzen glücklich. Wie wenig man eigentlich braucht, um dieses sanfte Gefühl des Lebens zu empfinden. Vergessen wird man auch nicht, diese rote Stadt aus Stein.

Später sitze ich auf einem Stein und lausche in die Stille der Wüste. Es ist seltsam, es ist so, als hätte dies alles schon immer existiert, sowie meine Seele, die durch das Universum wandert. Alles, was mich sonst beschäftigt, ist nicht wichtig, ich fühle mich verbunden mit der Wüste, mit den Sternen, mit dem Universum. In solchen Momenten fragt man nicht mehr, man kennt die Antworten. Die rote Stadt, lässt mich nicht mehr los.

Nachts träume ich von diesem Ort. So viele Geheimnisse. Immer glauben wir, alles zu wissen, alles erklären zu können, alles zu einer Realität machen zu können. Doch wie wenig, wie unwichtig ist unser Dasein, im täglichen Hamsterrad, unser Hasten und Rennen nach mehr Geld, nach mehr Prestige. So, als würden wir damit unser Glück finden.

Dann liegen wir eines Tages auf dem Sterbebett und fragen uns, wofür wir eigentlich gelebt haben. Ich lebe für diese Abenteuer, kein Reichtum dieser Erde ist größer,als diese Erlebnisse.

Wer mehr davon wissen will, muss zuhören können, nicht jedem erzähle ich davon, es sind die Schätze in meinem Herzen.

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Erwin Schmiedel

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