Frankfurt/Main.
Der Kapitalismus wollte sich heute, Mittwoch, 18.März 2015, feiern, mit der Eröffnung der neuen milliardenschweren Zentrale der Europäischen Zentralbank. Doch das Gesicht der Unzufriedenheit vieler Menschen Europas zeigte sich – es eskalierte, Gewalt war die Folge. Kritisiert wird die neue milliardenschwere Investition der EZB, sich ein neues Bollwerk der Macht hinzustellen, ohne Rücksicht auf die herrschende Stagnation in Europa. Der düstere Monolith wird das Gebäude in Frankfurt genannt .
Noch sind es die Mitglieder – Hauptsächlich der Blockupy Bewegung – die sich gegen den Kapitalismus auflehnen, aber es sind auch schon viele Menschen an diesem Protest beteiligt, die innerlich nur Wut empfinden, Wut gegen den zügellosen Kapitalismus, Wut gegen die Arbeitslosigkeit in Europa, Wut gegen die Verarmung der Gesellschaft, Wut auf den Polizeiapparat, der als Antwort der Politik wahrgenommen wird. Natürlich kann man die EZB, nicht für alle Probleme in Europa verantwortlich machen. Es ist schon hauptsächlich die Politik, die es nicht geschafft hat, Europa zu dem zu gestalten, das die EU hätte werden sollen.
Noch drängt man jetzt die Demonstranten, die Blockupy, in die Ecke gewaltbereiter Extremisten, die ohne Ziel nur zerstören wollen. Doch es lässt sich nicht mehr verbergen, das es viele Menschen weltweit gibt, die nicht mehr können, die nicht mehr wollen, die auf die Straße gehen, gegen Ungerechtigkeit, gegen den zügellosen Kapitalismus, der nur wenige Gewinner kennt. Sie haben erkannt, dass die Geldordnung eine Ordnung der Ungerechtigkeit geworden ist. Sie haben erkannt, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, Mario Draghi äußert Verständnis für eine Generalabrechnung mit dem Kapitalismus, verurteilt aber die Gewalt auf das massivste. Doch so einfach kann man sich auch nicht aus der Verantwortung stehlen.
Den wütenden Menschen geht ist nicht nur um diesen schwarzen Monolith, den sich die EZB in Frankfurt hingestellt hat. Es geht um viel mehr. Die Banken zocken schon wieder weltweit, Banker scheffeln horrende Gewinne, die Politik ist unfähig und zum Teil an diesem Spiel beteiligt. In der Geschichte der Menschheit haben die Menschen immer für ihre Rechte gekämpft. Aber es war nie Gewalt die wirksamste Methode, sondern die Gewaltlosigkeit. Jetzt gibt es weltweit, ohne dass es zuerst bemerkt wurde, Proteste, die oft angezettelt wurden von einzelnen Verzweifelten, die sich ausbreiten, vervielfältigen und von den Systemen nicht zu stoppen sind. Sehen solche Proteste anfangs für die Regierungen völlig verrückt, sinnlos und lachhaft aus umso mehr bekommen diese ein Eigenleben ..
Man kann Gewalt mit Gewalt begegnen, da verliert man meistens, weil die Regierungen sagen, dass sie das Gesetz vertreten. Aber jetzt passiert es, dass ganz normale Menschen, die jeden Tag aufstehen und arbeiten gehen, die ohne irgendeinen radikalen Hintergrund oder irgendeine Ideologie aufstehen, um etwas am System zu verändern. Sie sagen, es sei an der Zei,t sich in Bewegung zu setzen, um eine bessere Gesellschaft zu gestalten. Sie sagen, wir haben geschlafen, jetzt sind wir aufgewacht. Sie haben erkannt, dass sie die Welt ändern müssen, weil es möglich ist, eine bessere Welt zu erschaffen.
Sie haben erkannt, dass diese Systeme, diese Eliten, den Profit über den Menschen stellen. Die haben nur ihre eigenen Interessen, und die kommt vor der Gerechtigkeit und der Würde der Menschen. Es passiert genau das, von dem ich schon einmal geschrieben habe.
Die Menschen rufen, “Wir haben geschlafen, jetzt sind wir erwacht.“ Wenn diese Bewegung von der Politik nicht erkannt und verstanden wird – und sie nur mit Polizeigewalt bekämpft wird – dann steuern wir keiner guten Entwicklung entgegen. Dann könnte der Kapitalismus bald wirklich brennen.