Jerusalem braucht keinen vollkommenen Ritter mehr.

Im Namen des Glaubens ist viel passiert, viel Gutes aber auch viel Böses. Jeder glaubt an die Wahrheit, und jeder scheint sie zu besitzen. Meine Erzählungen und Erlebnisse beziehen sich auf meine Gedanken und Träume. Sie sind mein innerer Kampf mit den großen Fragen der Menschheit. Was haben die Menschen gelitten für ihren Glauben. Ob Juden, Christen oder Moslems.

Hass erzeugt neuen Hass, dazwischen sind die Mauern, die sie trennen. Wir sind letztendlich alle auf der Suche, auf der Suche nach Glück, nach Anerkennung, nach unserer Bestimmung. Nicht wirklich wissen wir, von wo wir kommen und wohin wir gehen. So gestaltet jeder sein eigenes Paradies. Diese Fragen haben sich vor Jahrhunderten auch die Templer, die Kreuzritter, die Soldaten Christi gestellt. Viele glaubten im Namen der Gerechtigkeit zu handeln. Bis heute hat sich diesbezüglich nicht viel verändert. Noch immer wird gekämpft, gelitten und gestorben für den richtigen Glauben.

Drei Religionen, suchen noch immer die eine Wahrheit, die aber letztendlich derselben Quelle entspringt. Heute ist vieles für uns Menschen nicht mehr heilig, daran sind die Religionsgemeinschaften oft selbst schuld. Sie haben keine Antworten auf die Fragen der Menschen. Die andere Seite ist: heute ist vieles erklärbar geworden. Die Wissenschaft hat Antworten auf viele Fragen gefunden. So ist natürlich auch die Mystik, aber vor allem die Fantasie der Menschen verschwunden. Jetzt treiben natürlich viele, vor allem junge Menschen, wie ein Strohhalm in den reißenden Fluten des Lebens. Halt finden viele derzeit nur mehr in der Anhäufung materieller Dinge. Den Lebensrhythmus bestimmen die Börsenkurse. Gut ist der Gewinn, Böse der Verlust.

Man kann dem Teufel die Seele verkaufen. Ein guter Börsenmakler kann aber auch für seine Bewunderer ein Gott sein. Vermögen wird bewundert, ganz gleich wie man dazu kam. Die Jugend hat auch erkannt, dass alles im Leben seinen Preis hat. So bewegen wir uns in einer Ellbogengesellschaft, wo nur die Stärksten, die Brutalsten, die Besten überleben. Was ich so nicht haben kann, das hole ich mir mit Gewalt. Kommt da jemand mit Mystik oder Religion, wird er nicht mehr ernst genommen. Oder es entstehen neue Auswüchse, in denen finden sich dann die Verlierer des Systems, die Weltfremden, die Esoteriker.

Es fehlt auch an Vorbildern. Zu Tode schuften wie die Älteren und blind glauben, das will die Jugend nicht. So bewegen wir uns in Richtung des goldenen Kalbes, wie es die Juden vor tausenden Jahren erlebten. „Was hast du, was bist du?“, danach wirst du beurteilt.

Schon als Kind hat das vergangene Rittertum eine Faszination auf mich ausgeübt. Abenteuer – Freiheit - Gerechtigkeit. Die selbstlose Suche nach dem heiligen Gral. Freund der Armen und Unterdrückten - Kämpfer für Frieden und Freiheit. Dass dieses Bild nicht immer mit der Realität zu tun hat, wissen wir alle. Und doch sind es diese Geschichten von König Artus und seiner Tafelrunde, Herr der Ringe, Robin Hood oder auch Harry Potter, die uns faszinieren.

Es ist die Mystik, es ist das Geheimnisvolle, das wir suchen. Etwas, das weit über den Alltag hinausgeht. Diese Geschichten haben Millionen über schlechte harte Zeiten hinweg getragen. Schon der Gedanke, dass da draußen mehr ist als wir sehen, beflügelt viele. Es ist dieselbe Sehnsucht, die Extrembergsteiger auf die höchsten Berggipfel treibt, Abenteurer durch extremste Gebiete vom Nord- bis zum Südpol. Sie bringt Rennfahrer dazu, für die Geschwindigkeit dem Tod ins Auge zu schauen.

Auch die knallharten Rechner und Zweifler der modernen Gesellschaft, die sogenannten Realisten, suchen oft den Kobold, der sie antreibt und begleitet, und sie verwenden Glückssymbole beim Zocken um das große Geld. Es faszinierten mich schon immer die großen sogenannten Entdecker, die Abenteurer der Jahrhunderte. Obwohl sie oft nur Wegbereiter waren für die nachkommende Gier und dem fanatischen Glauben, ein Krieger irgendeines Gottes zu sein. Als Kind sah ich nur diese strahlende Rüstung, die ein Ritter trug, sein schönes Pferd und sein Schwert, das alles vernichtete, was Böse war. Doch wie damals, so leben wir auch heute zwischen Kirche und Politik, zwischen Glaube und Gerechtigkeit. Kirche und Politik wurde zu einem Wort vereint: „Kirchenpolitik“. Und so wurde, und wird auch gehandelt. Es geht immer nur um Wähler oder brave Schäfchen.

Doch die Herde ist unruhig geworden. Sie hat Fragen, und sie glaubt nicht mehr alles. So habe auch ich diese Herde verlassen, und so begann mein Weg, durch viele Länder dieser Erde. In Süd- und Mittelamerika sah ich, was wir den Menschen gebracht haben. Gebracht haben wir einen Glauben, der ein Paradies versprach, genommen haben wir ihre Seelen und die Tränen der Sonne, das Gold. Bis heute hat sich da nicht viel verändert. Die katholische Kirche feiert sich in Rom, die Moslems wollen eine neue Weltherrschaft, und die Juden beten an einer Mauer wehmütig verlorenen Zeiten nach. Auch im nahen Osten, in Israel hat sich nicht viel verändert. Der Hass ist noch grösser geworden, und es ist noch immer heldenhaft für einen Gott zu sterben. Aber ich begegnete auch in diesen Ländern wunderbaren Menschen. Menschen, in deren Augen dieselbe Sehnsucht leuchtete, die mich voran trieb.

Ob heilige christliche Orte, islamische, oder von Naturreligionen, oft saß ich stundenlang an solchen Orten. Manchmal sah und spürte ich eine echte Gläubigkeit, die ich nicht kannte, aber die mich nachdenklich machte. Ich fragte mich, warum können nur so friedliche Menschen für ihren Glauben andere töten? So pendelte ich zwischen Glauben, Wut und Traurigkeit, und dabei vergaß ich das Wort Gerechtigkeit. Vor allem in den Armenvierteln Südamerikas oder Asiens. Eines Tages stand ich dann vor einer Christusburg in Portugal. Eine Burg der Christusritter aus vergangenen Zeiten. So begann auch meine Geschichte.

Das Symbol des Ritters hat mich niemals losgelassen. Ich folgte ihren Spuren durch ganz Europa, bis nach Jerusalem. Dort wurde mir erst bewusst, dass Jerusalem keinen vollkommenen Ritter mehr braucht, so wie es sie damals gab. Aber das war auch nicht wichtig. Niemand sollte heute einen neuen Kreuzzug beginnen, im Namen irgendeiner Gerechtigkeit. Aber es war dieser Weg nach Jerusalem. Er hat mein Herz und meine Seele geöffnet. Es waren viele wunderbare Orte und Menschen, die ich sah und spürte. Ob Juden, Christen oder Moslems, in Jerusalem müssen sie auf engstem Raum zusammenleben.

Dieses Zusammenleben ist dort nicht vollkommen, aber es gibt für sie keine Alternative. Sie sind gezwungen jeden Tag von Neuem an einer friedlichen Co-Existenz zu arbeiten. Sie sind noch weit entfernt von einem Frieden. Die Mauern sind real, auch in den Herzen. In Jerusalem wird alles auf engstem Raum sichtbar, ein Anschauungsort für die versteckten Gräben in der übrigen Welt. Die Menschen pilgern nach Jerusalem, sehen und spüren diesen Ort und gehen wieder weg, mit den Bildern von Krieg und Frieden, von Unterdrückung, Glauben und Hoffnung. Gerade dieser Ort, der für viele so heilig ist, aber wo kein wirklicher Frieden zu finden ist, sollte viele zum Nachdenken bringen. Nicht Gott, sondern der Mensch schafft den Frieden.

Ich sehe in meiner Fantasie noch immer die Tempelritter in prunkvoller Rüstung in diese Stadt einreiten. Aber jetzt ist diese Rüstung nur ein Stück Eisen, wie auch das Schwert. Es ist der Mensch, der es zum Leben erweckt.

Wir alle stehen jeden Tag vor dieser Frage: „Was ist das Gute, und was ist Böse, und was ist mein Weg zu einem besseren Menschen?“

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crinan

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Bernhard Juranek

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fischundfleisch

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