Körperkult - ein Wettstreit zwischen Muskeln und Gehirn Ich beobachte es jetzt schon mit etwas Unbehagen. Wo ich auch hinkomme, wo ich hinblicke, überall tauchen sie auf. Und plötzlich meldet sich auch in meinem Kopf, das schlechte minderwertig denkende Gewissen. “Schau sie dir nur an, jetzt musst du bald auch etwas tun, so geht es nicht weiter.
Es wird draußen langsam wärmer, und du hast noch immer etwas Fett am Bauch, bist schlapp, fühlst dich ausgelaugt und müde.
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Und gerade jetzt tauchen sie überall auf, die neuen Gladiatoren und Amazonen, ganz frisch aus dem Fitnessstudio. Muskulöser, vitaler, trainiert bis auf den letzten Muskel. Breite Körper, große Mukis und Tätowierungen bis zum geistigen Abwinken.
Der Körperkult ist wieder ausgebrochen, und es fällt einem nicht schwer, die Anhänger dieser Kultur zu übersehen. Es wird in den Studios geschwitzt und geschunden, bis es in den Muskeln brennt und in den Knochen kracht. Sie müssen wachsen, möglichst schnell, denn die Zeit läuft und der Sommer kommt rasch.
Jetzt werden sämtliche Kalorien gezählt, es wird alles Essbare abgewogen und eingeteilt. Und schwitzen, schwitzen und wieder schwitzen. Haben die Anfänger nach kurzem Training bereits das Gefühl, dass der Muskel wächst, begegnen sie aber dann den wirklichen Henkern, denen, die noch mehr Muskeln haben, und dem Gefühl gewisser Minderwertigkeit. Muskelbepackt, enges Tank-Top, kleiner Kopf, Oberarme so breit wie von anderen der Körper, mit coolem Schritt. Gestylt im chinesisch-indischen Adidas oder Nike Trainingsanzug.
Dazu der vom ständigen Training etwas stumpfe Blick, aber trotzdem, oder gerade deswegen, stets suchend, nach dem weiblichen Geschlecht. Ur-Laute, vom täglichen Stöhnen auf der Kraftbank sind zur neuen Sprache mutiert. Tätowiert mit Hieroglyphen, chinesischen Zeichen, Sternen oder mächtigen Sprüchen, die nichts sagen, aber irgendwie doch ein mächtiger Zauber für sie sind. Ja, ich weiß schon, was jetzt kommt.
Da schreibt einer jetzt nur aus Neid, weil er selbst nicht wie Popeye aussieht. Zum Glück gibt es noch ein paar weibliche Wesen, die noch etwas schlankere Männer bevorzugen.
Puh- schwitz, Glück gehabt, aber zum Nachdenken bringt es mich doch. Immer mehr Burschen und Mädchen, Männer und Frauen geben sich diesem Körperkult mit voller Energie hin.
Training gezielt, um den Körper aufzubauen, ist ja nicht schlecht, wir wissen, es würde uns allen gut tun. Wenn da nur nicht dieser innere Schweinehund wäre – aber auch die Angst vor dem stumpfen Blick.
Es gibt auch die Konsequenten, die den Körper langsam aufbauen, und beneidenswert toll trainiert sind. Meine Hochachtung, tolle Leistung, kein leichter Weg.
Doch gerade jetzt, so scheint es, artet dieser Körperkult aus.
Wenn es nicht schnell genug geht, dann gibt es Mittel, Zauberpulver, damit die Bizeps über Nacht wachsen, wie die Blumen. Wäre zu überdenken, doch der Preis ist relativ hoch dafür. Gehirnzellen zu verlieren, ist eine unwiederbringliche Entscheidung. Aber was soll man machen, ohne diese Mittelchen. Trainieren wie ein Wahnsinniger - nicht wirklich zielführend. Schulterpolster verwenden - ich weiß nicht.
Aber das Tätowieren, das könnte man schon überdenken, um doch irgendwie cool zu sein und dann vielleicht dazuzugehören? Eine innere Stimme fragt mich: „Aber was, wo, wie, wie viel, welche Symbole, welche Zeichen, welche Sinnsprüche?“ Jetzt wird es schwierig, immer diese Gehirnzellen, die mich abraten von so einer unwiderruflichen Körpergestaltung. “Hat doch schon fast jeder, macht jeder, will jeder!“
Es ist eine unangenehme Stimme da in meinem Kopf, die auf mich einredet: „Ist doch cool, die Mädchen fahren drauf ab, auf solche Typen. „Los, mach einen Henker aus dir, einen Gladiator der Neuzeit. Du wirst es nicht bereuen, was ist da schon ein kleinwenig Gehirnverlust. Braucht man nicht, fragt niemand danach, sei ein Henker!“
Stopp - jetzt habe ich Kopfweh.
Morgen, ab morgen, fix. Laufen, walken, schwimmen, langsam und gezielt. Meine Nahrung überdenken, keine Tätowierung, kein Krafttraining, keine Anabolika, keine Eiweißbomben.
Na ja, und den derzeitigen Körperkult, den soll jeder so leben und betreiben, wie es ihn freut.
Körper oder Geist, das bleibt die Frage- doch man sollte sich entscheiden.