Fast in jedem Haus findet sich oft schon etwas verstaubt ein altes Fotoalbum.

Darin eingeklebt sind Bilder aus der Vergangenheit. Menschenschicksale. Eltern, Großeltern und Verwandte sind auf alten Schwarzweiß-Bildern zu sehen. Die Männer meistens in Uniformen, als Soldaten im zweiten Weltkrieg. Bilder vergilbt, zerrissen und verstaubt. Oft geht man achtlos damit um. Alte Bilder, Vergangenheit, weit weg, uncool.

Es sind Bilder aus dem Krieg. Ernste Gesichter, niemand lächelt, man sieht die Armut und traurige Augen. Man kann sich auch schwer in diese Zeit hineinfühlen, war man ja doch nicht dabei, als die Welt noch Schwarz-Weiß war.

Das sind Bilder aus einer Welt, so fern wie aus einer anderen Dimension. Armut, Elend und Leid zeichnen diese Gesichter auf den Bildern. Aber manchmal sieht man doch ein kleines Lächeln. Und plötzlich kommen die Erzählungen der Eltern hoch, oder die der Großeltern, von den Kriegsstrapazen, von den Gräueltaten, von Sieg und Niederlage.

Oft lächelt man schon über diese Erzählungen der älteren Generation.

Erlebnisse, die man nicht kennt, nicht nachfühlen kann. Und doch sind diese Menschen unsere Wurzeln, die weit zurückreichen zu Ereignissen, die wie böse Träume scheinen. Wir leben jetzt im Wohlstand, sind hineingeboren in ein soziales Netz des Friedens. Dass wir diesen Umstand, diesen Menschen verdanken, haben wir vergessen.

Sie haben nach dem Krieg aus dem Schutt und der Asche unser Leben, unseren Wohlstand aufgebaut. Oft nur mit ihren bloßen Händen, und mit ihren Herzen, für eine neue Welt, wo ihre Kinder in Frieden leben können. Nie wieder Krieg. Nie wieder soll dieses Leid, diese Not, diese Tränen und diese Bitterkeit eines Krieges über die Menschen kommen. Jedes Schwarz-Weiß-Bild in diesen alten Alben zeigt jene, die diese Zeit erlebt haben.

Aber das Gesicht des Krieges schläft nicht, wir müssen erkennen, wie wenig wir aus der Vergangenheit gelernt haben, angesichts der vielen neuen Kriege auf der Erde.

Niemand will, dass diese alten Bilder wieder Wirklichkeit werden, und doch wüten derzeit unsagbare Grausamkeiten in unserer Nähe. Krieg ist zu einem TV- Ereignis geworden, hautnah bis in unsere Wohnzimmer. Tagtäglich sehen wir sie, doch begreifen können das nur Menschen, die schon einmal einen Krieg erlebt haben.

Doch, wer hört noch auf diese alten Menschen, wer hört noch auf ihre Erzählungen aus der Vergangenheit? Wir können unsere Augen nicht verschließen, es geht eine Angst um.

Die Angst vor dem Verlust unseres Wohlstandes, die Angst vor dem Verlust des Friedens. Die Krankheit unserer Zeit heißt Unzufriedenheit, sie hat viele Menschen blind gemacht. Das Erbe der Kriegsgeneration, der innere Friede ist in Gefahr. Man sollte sich öfters diese alten Bilder anschauen, und mit den älteren Menschen über ihre schwere Zeit im Krieg und danach sprechen, es würde einiges von unserer Unzufriedenheit heilen.

Wir würden dann erkennen, welchen Reichtum wir besitzen. Frieden und Wohlstand, Freiheit und Menschlichkeit. Der Krieg sollte wie diese alten Bilder, der Vergangenheit angehören. Sie sollten eine Mahnung sein, für jede neue Generation. Zu leicht spielen wir Menschen mit etwas, das man nicht kennt, zu schnell kann das Feuer eines neuen Krieges wieder brennen.

Immer, wenn ich diese alten Bilder sehe, weiß ich, dass ich niemals diese Zerrissenheit der Heimat und der Menschen von damals erleben will. Wir sind eine Generation des Friedens, das sollte auch unsere Zukunft sein.

Eine Zukunft, die aus der Überzeugung, aus Liebe zum Leben geschaffen wurde. Bilder erzählen immer Geschichten. Geschichten von Schicksalen, man sollte sie nicht vergessen, und man sollte auf diese alten Geschichten hören.

Deshalb sollte man etwas mehr Achtung haben, vor der Kriegsgeneration, und ihnen Würde entgegenbringen, denn die haben sie verdient.

Ihre Jugend, ihre Träume, ihr Leben, das hat man ihnen damals genommen; für einen sinnlosen grausamen Krieg, an dem die Welt heute noch leidet.

Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der das wieder erleben will.

Oder doch? Irre ich mich, und die Dummheit ist wieder erwacht?

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