Brasilien – Venezuela: diese Aussage eines Goldsuchers im Amazonasgebiet ist bittere Realität.
Vor Jahren begleitete ich mehrmals eine kleine Expedition als Kameramann.
Wir wollten den Orinoko hinaufgehen, den größten Fluss Venezuelas, bis zu einem legendären Wasserkanal. Ein Fluss, ein natürlicher Kanal, der den Orinoko mit dem Rio Negro in Brasilien verbindet. Der Rio Negro mündet wiederum in den Amazonas. Tausende Kilometer fast unberührter Regenwald. Nur die Flüsse waren die Wege, die man befahren konnte.
In diesen unwegsamen Gebieten leben sie noch, die letzten Indianer, vom Stamm der Yanomami. Fast unberührt hat sich das kriegerische Indianervolk bis heute am Leben gehalten. Die venezolanischen Ureinwohner müssen jedoch um ihre Lebensweise und ihren Lebensraum fürchten.
Zuerst kommen die Forscher, dann die Ethnologen, dann die Missionare, dann die Goldsucher und Abenteurer, und zum Schluss kommen die Touristen, um einmal in ihrem Leben ein Naturvolk erleben zu können, das dann keines mehr ist. Angebote gibt es im Reisebüro.
Zum Glück sind viele Gebiete so abgelegen, und der Regenwald kein Ort für weiße Touristen. Man muss schon extreme Strapazen auf sich nehmen, um dorthin gelangen zu können.
Mir selbst war nicht bewusst, worauf ich mich damals eingelassen hatte. Schlafen in einer Hängematte, Luftfeuchtigkeit 100 Prozent, zerstochen von Milliarden von Moskitos. Sandwürmer hatten ihre Eier unter meine Haut gelegt, daraus krochen aus eitrigen Wunden Maden.
Man glaubt gar nicht, wohin Blutegel überall kriechen können. Sie lassen sich von den Sträuchern in dein Genick fallen, oder kriechen in deine Schuhe. Man merkt es erst nicht, doch sie saugen dich aus, wie ein Vampir. Nachts lebt der Dschungel, dass man schreckliche Ängste bekommt. Im Wasser des Flusses schwimmen Piranhas und Kaimane. Doch du musst hinein, in das dunkle Wasser, wenn sich das Boot verkeilt, oder wenn du dich einmal waschen willst. Die ständige Nässe laugt dich aus, man fängt an zu schimmeln. Das vergisst man nicht, es ist die Hölle.
Schlimm ist auch, wenn dich Indianer mit Pfeil und Bogen verjagen, weil sie keinen Kontakt wollen, was man auch notgedrungen akzeptiert. Doch das alles ist wie weggewischt, wenn du dann auf Yanomami-Indianer stößt, die dich willkommen heißen. Sie erwarten sich Geschenke, doch sie sind neugierig und freundlich.
Ich hätte es mir niemals träumen lassen, so etwas erleben zu können. Wie damals, wie Cristof Columbus, kam ich mir vor. Sie berührten mein Gesicht, meine blonden Haare, staunten und lächelten. Sie sind körperlich klein gebaut, aber nicht zu unterschätzen. Für mich war das eine der einzigartigsten Begegnungen meines Lebens. Brasilianische Desperados, Goldsucher tauchten immer wieder auf ihrer Suche nach Gold in diesen Gebieten auf. Sie kommen, bezahlt von großen Konzernen, und sie erzählten dann später, vom Affenschießen.
Ganze Indianerdörfer wurden und werden ausgerottet; Die Männer ermordet, die Frauen vergewaltigt und verschleppt. Nicht damals, vor 500 Jahren, nein, noch heute im 21. Jahrhundert. Welches Gesetz soll dich verurteilen, wenn du irgendwo im unendlichen Regenwald einen Indianer erschießt, und du dann sagst, du hast ihn mit einem Affen verwechselt?
Wir hatten damals großes Glück auf diese Indianer zu stoßen. Immer weiter ziehen sie sich zurück, sie wollen mit dem weißen Mann nichts mehr zu tun haben. Sie sagen, wir Weiße sind wie die Termiten, wie die Ameisen, wir kommen und fressen ihren Lebensraum auf. Das Familienleben dieser Yanomami ist sehr harmonisch, sie jagen mit Pfeil und Bogen und respektieren die Natur wie das Leben. Doch es sind zwei Welten, die nicht zusammenkommen können. Schon die durch von uns eingeschleppten Grippeviren könnten ihr Untergang sein.
Für mich ist der Gedanke einzigartig, dass sie dort tief im Regenwald leben. Diese kurze Berührung werde ich niemals vergessen. Sie war einfach einzigartig. Wie soll ich etwas erklären, das für mich unerklärlich ist?
Die Yanomami, sie nennen sich selbst "Die Kinder des Mondes."
Sie sagen: “Der Amazonas, die große Schlange, wird von vier Blutsbrüdern beherrscht, vom Wald, vom Fluss, vom Regen und von der Erde. Wenn einer davon stirbt, dann sterben alle, und dann verwandelt sich die Erde zu Stein.“ Wie winzig, wie machtlos und arrogant unser technisches Wissen und Denken doch dagegen ist.
Wie lange wird es sie noch geben, diese geheimnisvollen Völker irgendwo im Regenwald? Traurig für uns, wenn unsere Kinder solche Völker und Kulturen nur mehr in einem Museum anschauen können? Noch schlimmer wird es sein, wenn wir bei dem Begriff Regenwald googeln müssen, um zu erfahren, was das einmal war.