Ich habe bis heute Finanzminister Schelling als sehr lösungsorientierten, sachlichen, durchsetzungsstarken und pragmatischen Politiker geschätzt. Doch Schellings heute in einem „Standard“-Interview in einem Nebensatz gemachte Aussage, das Arbeitslosengeld sei zu hoch, weil es schon fast die Höhe des Arbeitseinkommens erreiche, lässt mich ratlos zurück. Welcher Teufel hat den Finanzminister bloß geritten, diese Bemerkung zu machen, die den vielen Arbeitslosen im Land wie Hohn klingen muss?
Eigene Erfahrungen sind bekanntlich immer lehrreich. Vor einigen Jahren erwischte es auch einmal mich. Der Job war weg, ein neuer nicht auf die Schnelle aufzutreiben. Also auf zum Arbeitsamt, dessen Dienste ich zum Glück nur wenige Monate frequentieren musste.
Ich hatte gut verdient und die Höchstbemessungsgrundlage kam zum Tragen. Der Schock beim Blick auf die erste monatliche Auszahlung saß tief. Das Arbeitslosengeld betrug nicht einmal die Hälfte meines vorherigen Nettobezugs.
Da hat man ganz schön dran zu knabbern – und muss sich empfindlich einschränken. Da geht es nicht nur um die relativ hohen Lebenshaltungskosten. Etwas bescheiden kann sich der Mensch ja. Arschknapp wird es aber, wenn zu diesen Kosten dann Zahlungen für Autoversicherung, private Krankenversicherung und Lebensversicherungen kommen.
Die könnte man zur Not zwar kündigen, aber nur mit großen Verlusten.
Dem von Schelling gemachten Vorschlag, Transferleistungen generell zu überprüfen und zu staffeln, weil beispielsweise nicht einzusehen ist, dass ein Bezieher eines Einkommens von 500.000 Euro unbedingt auch die Zahnspangen seiner Kinder gratis erhalten muss, kann ich viel abgewinnen.
Schellings Behauptung, das Arbeitslosengeld in Österreich sei zu hoch, schießt aber definitiv weit übers Ziel und macht das Leben jener nicht leichter, die, aus welchen Gründen auch immer, jetzt ohne Job dastehen und auf die Hilfe des Staates dringend angewiesen sind.