Möglicherweise hat die Bundesregierung bei ihrer Steuerreform die wirtschaftlichen Auswirkungen der Anhebung der Mehrwertsteuer von zehn auf 13 Prozent bei Beherbergungen, Kino- und Theatertickets, Tiernahrung und Blumen nicht bis ins letzte Detail durchdacht. Denn schon werden in den Arbeitsgruppen der davon betroffenen Wirtschaftsbetriebe wahre Horrorszenarien gezeichnet.
Am Beispiel der Hotellerie. Hier befürchten höherpreisige Übernachtungsbetriebe, dass etwa Handelsvertreter von ihren Firmenchefs dazu angehalten werden könnten, in günstigere Stundenhotels auszuweichen oder gar im Firmenauto zu übernachten, so sie innerhalb von drei Stunden weder Jugendherberge noch Campingplatz in unmittelbarer Nähe finden.
Hart treffen könnte es die wirtschaftlich ohnehin etwas notleidenden Bühnen der Wiener Bundestheater. Hier befürchtet man, dass selbst gehobeneres Publikum aufs Geld schaut und von Sitz- auf Stehplätze ausweicht, was einen weiteren Rückschlag samt herber Einnahmenverluste bedeuten würde. Und auch die Kinobetreiber, denen Netflix & Konsorten im cinematografischen Nacken sitzen, überlegen eine Reduzierung ihrer 24 Kinosäle auf ein Drittel, weil mit Verkäufen von Popcorn, Sportgummi und Red Bull alleine Einbußen im angestammten Metier, dem Ausstrahlen der Filme eben, nicht zu kompensieren sein würden.
Das Millionengeschäft der Produzenten von Tiernahrung könnte bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer mit einem Schlag zusammenbrechen. Nicht dass die lieben Tierbesitzer ihre Lieblinge verhungern ließen. So mancher aber, der seinem Rottweiler oder seiner Boa Constrictor beste Gourmetstücke hat zukommen lassen, könnte in Erwägung ziehen, auf weniger gefräßige Schildkröten und Kanarienvögel umzusteigen und seine bisherigen Lieblinge einfach der freien Natur überlassen.
Blumenhändler haben auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Erst unlängst musste eine größere Handelskette Insolvenz anmelden. Werden rote Rosen und gelbe Nelken jetzt noch teurer, als sie ohnehin schon sind, könnten sich verärgerte Konsumenten an den frei pflückbaren Prachtblumen in Wiener Parkanlagen und Grünflächen schadlos halten, und die bunten Stadtbeete solcherart leer räumen.
Bleibt nur zu hoffen, dass angesagte Katastrophen nie eintreffen werden.