Natürlich war die Aussage des Sozialministers vor wenigen Tagen nicht wirklich hilfreich. Er wolle einen Neuner vor dem Abstimmungsergebnis für Werner Faymann am kommenden Parteitag sehen, versuchte Rudolf Hundstorfer die Genossen zu motivieren. Und jetzt dies: schlappe 83,9 Prozent. Während sich nun alles um magere die Zustimmung für Faymann dreht, treten Inhalte zunehmend in den Hintergrund.
Das dürftige Resultat sollte man nicht überbewerten. Es sagt nichts aus, wie gut Faymann in seiner politischen Arbeit wirklich ist. Hätte er auch nur annähernd das Ergebnis seiner Konkurrenten Mitterlehner und Strache erreicht, wäre daraus kaum der Schluss zu ziehen, dass Faymann auch ein guter Parteichef und Kanzler ist.
Aus den Ergebnissen lässt sich allenfalls schließen, dass die Parteidisziplin bei den Schwarzen und Roten offenbar besser funktioniert hat. Für den gmeinen Bürger/Wähler hat dies keine Relevanz. Denn Inhalt und Programm von Parteien treten in Zeiten zunehmender Personalisierung immer mehr in den Hintergrund. Daran sind die Parteien allerdings selbst schuld, weil sie nicht in der Lage sind, klare Standpunkte ebenso überzeugend zu vermitteln. Hohle Phrasendrescherei reicht nicht aus. Man braucht sich da nur einige Aussagen vom vergangenen Parteitag der SPÖ und vom Reformprozesstag der ÖVP ansehen.
"Die Menschen sind mehr wert als die Banken, die wir gerettet haben" tönte Faymann. Ja, eh klar, hoffentlich ist es so. Doch Faymann sagte schließlich nur, was ihm seine Redenschreiber vorgeben. Wichtigste Prämisse: mit einem möglichst emotionalen "Sager" die Herzen der Menschen zu erreichen. Gelingt dies wirklich? Mit seinem apodiktisch formulierten Passus "An unserer Geschlossenheit werden wir keinen Zweifel lassen" hat sich Faymann dann, wie das Ergebnis drastisch zeigt, selbst ins Knie geschossen. Sarkastisch denn auch der Sager einer Jungsozialistin, "dass wir hier ja nicht auf einem Festival der Geschlossenheit sind".
Die ÖVP steht mit ihren plakativen Aussagen dem Koalitionspartner um nichts nach. Beim Reformprozess "Evolution Volkspartei" - das "R" vor Evolution wäre dringender bei der ÖVP angebracht - sagte Mitterlehner, dass die ÖVP die Kraft der Veränderung sein und der Koalitionspartner aus der Komfortzone raus müsse. Denn Schwarzen sind schon mal kreativere Formulierungen eingefallen.
Dass sich dennoch die beiden großen Kleinparteien gegenüber der Opposition (mit Ausnahme der FPÖ) behaupten können, liegt daran, dass sich das Team Stronach selbst marginalisiert hat und sich die Neos mit konfusen Vorschlägen selbst aus dem Rennen genommen haben. Und so haben wir eben die triste Parteienlandschaft, die wir verdienen.