Im letzten Teil berichteten wir über die möglichen Beschäftigungen des inhaftierten Ex-Innenministers Ernst Strasser in der Justizanstalt Wien-Simmering. Schon wurde sie gefunden. Strasser wird Anstaltsbibliothekar, gemeinsam mit fünf anderen Häftlingen, worin man sieht, dass man in Justizkreisen großes Augenmerk und Manpower auf Literatur legt), und das ist, meine ich, eine gute Lösung, weil Strasser schon immer ein exzellenter Kopfarbeiter war.
In seinem neuen "Job" sitzt der ehemalige Polizeiminister gewissermaßen an der Quelle, was geistige Fortbildung betrifft. Als erstes will sich Strasser in vier (warum gerade vier?) Werke vertiefen und seine Wahl zeigt, dass er für Literatur einiges übrig hat.
Ein Klassiker kann nicht schaden, dachte sich Strasser und griff zu Schillers "Die Räuber". Das Werk hat als zentrales Motiv das Hin- und Hergerissensein zwischen Verstand und Gefühl und als Hauptthema das Verhältnis Gesetz - Freiheit. Es sind Relevanzen, mit denen sich Strasser nun intensiver auseinander zu setzen gedenkt.
Shakespeare könne ebenfalls nicht schaden. "Viel Lärm um nichts" sprang ihn förmlich schon wegen des Titels an, und auch hier eignet sich der Inhalt zum tieferen Reflektieren, geht es doch in Shakespeares Komödie um Liebe und Intrigen.
Zum bibliophilen Portfolio Strassers gehört auch "Ich bin dann mal weg", das der deutsche Humorist Hape Kerkeling verfasst hat. Darin geht es um Erkenntnisse beim Erschreiten des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela, und genau diese Urlaubsplanung hat Strasser nach seiner Haftentlassung vor.
In diesen trüben Stunden kann eine Herz-Schmerzgeschichte mit Tiefgang nicht schaden, und Strasser hat noch verblassende Jugenderinnerungen an die Verfilmung des Stoffes. Margret Mitchells Romann "Vom Winde verweht" ist für ihn genau die richtige Mischung zwischen Liebesdrama und historisch-politischen Geschehnissen in den Südstaaten der USA.