Fußball lebt von Toren - und den Marotten seiner Spieler

Cristiano Ronaldo, sein CR 7 ist inzwischen bekannter als das gleichnamige SUV-Modell des japanischen Autoherstellers Mazda, macht fünf Schritte zurück, einen zur Seite, grätscht dann die Beine, posiert sich in High-Noon-Manier zum Freistoß, auch wenn er keinen Revolver trägt, ehe es dann im gegnerischen Kasten meist klingelt.

Der italienische Fußballprofi Gennaro Gattuso packte bei der WM 2006 vor jedem Spiel seinen Koffer, für den Fall, dass es nach dem nächsten Spiel Richtung Heimat gehe. Den Koffer musste Gattuso immer wieder auspacken. Italien wurde Weltmeister.

Der ehemalige deutsche Weltklassestürmer Gerd Müller, mit Schuhgröße 38 eher klein geraten, trat zu jedem Spiel mit Größe 41 an. Sein Argument: Mirt drei Schuhnummern größer, könne er sich besser und schneller drehen und so seine gegnerischen Abwehrspieler mit dem Torschuß düpieren.

Die Liste dieser Kuriositäten im Fußballermilieu ließe sich noch lange mit weiteren bekannten Namen fortsetzen. Hier soll es aber um liebgewordene Marotten auch weniger begnadeter Kicker gehen, die mitunter ins infantile abgleiten.

Gut, dass nach einem erfolgreichen Torschuß die Mannschaftskollegen den Torschützen in einer Menschentraube unter sich begraben, ist genauso nachvollziehbar, wie die eleganten Sambatänze brasilianischer Ballesterer. Küssen und Tanzen liegen eng beieinander und Emotionen müssen eben raus.

Schon befremdlicher ist, dass Emotionen unkontrolliert mit Spielern durchgehen, wenn sie nach erfolgreichem Torschuß die Cornerfahne mit ihrem Schuhwerk ausgiebig traktieren (Die Stange hält das erstaunlicherweise immer aus). Das ist dem Frustabbau nach langmonatiger Torflaute geschuldet, und besser die Cornerfahne malträtieren als dem gegnerischen Spieler das Waden- und Schienbein brechen.

Natürlich bénötigt auch der Kicker die phonetisch ohrenbetäubende Anerkennung seiner Fans. Fällt ihm diese nicht lautstark genug aus, ist es verständlich, dass der Spieler sich taub stellt, seine Handfläche ans Ohr hält, um diesen akustischen Support eben solcherart einzufordern.

Ganz süß mutet es an, wenn der Spieler nach erfolgreichem Torschuß den Finger in den Mund steckt und daran ausgiebig lutscht, ohne erstaunlicherweise daran zu erbrechen. Da liegt man mit der infantilen Interpretation schon richtig, denn meistens handelt es sich um einen eben zum Vater gewordenen Kicker, der solcherart seinem Nachwuchs via TV-Schirm seine innigsten Grüße übermittelt.

In die Kategorie infantil fällt auch das weite Herausrecken der Zunge. Schon als Kind war dies eine sehr angemessene Reaktion, um anderen seine Meinung auf einfache, aber allseits verständliche Weise, Ätsch, kundzutun.

Dennoch muss man für solche Marotten, die sich flächendeckend im weltweiten Fußballgeschehen durchgesetzt haben, auch irgendwie Verständnis zeigen, bleiben diese doch im Gegensatz zum Ausziehen oder Zerreißen des Leiberls ohne schiedsrichterliche Folgen. Und auch Klassefußballer sind doch Menschen wie Du und Ich.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:56

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