Die beiden großen Wiener Tageszeitungen sind zwar unter einem Verlegerdach, dem größten heimischen Print- Medienkonzern, der Mediaprint, vereint. Doch grün waren sich die beiden Zeitungen noch nie. Im Gegenteil: Die Journalisten von „Krone“ und „Kurier“ sind seit jeher in inniger Feindschaft einander verbunden, weshalb es praktisch nie vorkommt, dass ein „Kurier“-Journalist zur „Krone“, oder ein „Krone“-Journalist zum „Kurier“ wechselt.
Das führt dazu, dass sich die beiden Zeitungen über ihre Schreiber gegenseitig Freundlichkeiten, manchmal in brachialer, manchmal in subtiler Form, ausrichten. Ein gutes Beispiel lieferte dieser Tage der Innenpolitik-Chef der „Krone“. Offenbar irritiert durch das „Kurier“-Interview am vergangenen Sonntag mit dem ehemaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler, in dem dieser seine Bereitschaft verkündete, als Kanzler und SPÖ-Vorsitzender zur Verfügung zu stehen (mit dieser Harakiri-Aktion hat sich Zeiler freilich selbst aus dem Rennen genommen), knöpfte sich der „Krone“-Innenpolitiker die Konkurrenz aus dem eigenen Hause vor.
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Die Süffisanz wird offensichtlich, indem man zwar den Namen nicht nennt, ihn aber so umschreibt, dass jeder weiß, um welche Zeitung es sich handelt. Also fabulierte der „Krone“-Mann von einer der ÖVP und Raiffeisen nahestehenden Zeitung.
Freilich teilt auch die Gegenseite mitunter schwer beleidigt gegen die unliebsame Konkurrenz aus, der man ja seit einigen Monaten in der Muthgasse praktisch gegenüber sitzt. Die Rede ist dann von einem Billig- oder Kleinformat, nicht zu verwechseln mit den bunten Gratis-Blättern „Heute“ und „Österreich“, mit denen der „Kurier“ gerne auch gerichtliche Auseinandersetzungen pflegt, und dann in einen veritablen Mehrfrontenkrieg mit der Boulevard-Konkurrenz verwickelt ist.
Einer der oft als journalistische Speerspitze der „Krone“ gegen den „Kurier“ Attacken reitet, ist der Hauspostler der „Krone“. Gerne legt der noch ein Schäuferl nach und sieht vor seinem geistigen Auge gar den Raiffeisen-Allmächtigen Christian Konrad auf der Schulter des „Kurier“-Chefredakteurs beim Schreiben des Leitartikels sitzen.
Ups, sorry, jetzt ist mir fast derselbe Lapsus passiert. Bei dem „Krone“-Innenpolitiker handelt es sich um Claus Pándi, bei dem „Krone“-Postler um Michael Jeanneé und beim „Kurier“-Chefredakteur um Helmut Brandstätter, der der erklärte Lieblingsgegner Jeanneés ist.