Die Bestellung des ehemaligen Außen-, Finanzministers und Vizekanzlers der Republik Österreich, Michael Spindelegger, zum Direktor der ukrainischen Modernisierungsagentur hat für Aufregung gesorgt. Warum eigentlich? Weil er sich in die Dienste eines umstrittenen russischen Oligarchen begeben hat? Noch vor exakt vier Wochen hatte es geheißen, Spindelegger werde Koordinator der EU für die Donauraumstrategie, ein Plan, der offenschtlich so schnell abgesoffen ist wie ein auf Grund gelaufener Frachtenkahn. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage ist einfach: Spindelegger ist, wie so viele Berufspolitiker vor ihm, am freien Arbeitsmarkt kaum vermittelbar.
Diese These stützen viele Beispiele aus der Vergangenheit. Wer vor seiner Polit-Karriere keinen "Brotberuf" erlernt und ausgeübt hat, ist eben auf diskussionswürdige Berater- und Lobbyingtätigkeiten angewiesen, die ihm zweifelhafte Potentaen aus nicht gerade als demokratiepolitisch geltenden Vorzeigeländern andienen.
Sehen wir uns nur einfach die Karrrieren ehemaliger österreichischer Spitzenpolitiker an, und gehen wir ein paar Jahre in die jüngere Geschichte zurück.
Franz Vranitzky (SPÖ) war vor seinem Einstieg in die Politik Generaldirektor der Länderbank und hatte demzufolge reichlich Erfahrung auf dem Gebiet der Finanzen. Er hätte wohl problemlos einen Nachfolgejob in der Wirtschaft gefunden, wäre er nicht schon im Pensionsalter gewesen, indem er einen geruhsamen und dennoch hochdotierten Beraterjob in Frank Strronachs Magna.Konzern angenahm.
Auch Vranitzkys unmittelbarer Nachfolger als Kanzler, Viktor Klima (SPÖ), kam aus der Wirtschaft. Er war Finanzvorstand bei der OMV. Nachdem ihn der schwarze Bundesparteiobmann Wolfgang Schüssel bei Koalitionsverhandlungen erfolgreich ausgestrickst und ihn so auf politische Abstellgleis befördert hatte, fanz Klima umgehend einen Topjob in der Privatwirtschaft. Klima wurde Generaldirektor von VW Südamerika, wobei ihm die Schützenhilfe des deutschen Kanzlers Gerhard Schröder sicherlich kein Hindernis war, der sich als vormaliger Ministerpräsident des Bundeslands Niedersachsens, das Großaktionär beim Autohersteller Volkswagen ist, für Klima stark gemacht hatte.
Wolfgang Schüssel (ÖVP) war Zeit seines Lebens Berufspolitiker. Eine Tätigkeit in der Privatwirtschaft stand nie zur Diskussion. Für einen hochdotierten Aufsichtsratsposten bei einem großen deutschen Energieversorger reichten Schüssels politische Connection, dem nach seinem Abtritt als Kanzler ohnehin umgehend eine saftige Pension zustand.
Auch Alfred Gusenbauers (SPÖ) Karriere war von Politik beherrscht. Er nahm nach seiner Kanzlerschaft eine Beratertätigkeit für den weißrussischen Präsidenten auf, was ihm zwar keine gute Nachrede, aber ihm, Gusenbauer, offenbar auch überhaupt kein schlechtes Gewissen bescherte.
Auch bei den Vizekanzlern der Repunblik verhielt es sich nur in raren Ausnahmefällen anders. Dazu zählte Susanne Riess-Passer (FPÖ, bzw. BZÖ), die unter Schüssel in der schwarz-blauen Koalition den Vizekanzler machte, nach ihrem Ausscheiden aus der Politik in die Dienste eines großen Versicherungsunternehmens trat, dessen Generaldirektorin sie heute noch ist.
Bei Riess-Passers Nachfolgern Herbert Haupt und Hubert Gorbach (beide FPÖ, bzw. BZÖ) lief es schon anders. Haupt wurde nach seiner politischen Regierungsarbeit als Vizekanzler und Sozialminister in seinem ehemaligen Ressort das Amterl eines Behindertenanwalts zugeschanzt. Gorbach erlitt nach seinem Ausscheiden aus der Politik schon nach wenigen Wochen Schiffbruch als Geschäftsführer eines Vorarlberger Seilbahnunternehmens.
Wilhelm Molterer (ÖVP) hatte wiederum das unglaubliche Glück, dass praktischerweise nach seiner politischen Kapitulation der Job eines Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank frei wurde. Josef Pröll (ÖVP), dessen Verantwortung als Finanzminister beim Hyposkandal im Rahmen des Untersuchungsausschusses noch zu klären sein wird, landete in Ermangelung anderer Alternativen sanft im großmaschigen Raiffeisennetz, wo er eben als Generaldirektor eines Beteiligungsunternehmens einen oredntlichen Jahresverlust anhäufte.
Fazit: Berufspoltiker haben's besonders schwer einen Job im normalen Arbeitsleben zu finden. Für sie ist politische Karriere Hindernis, nicht Sprungbrett, also bleibt ihnen nichts anderes übrig, auf glückliche Fügungen zu hoffen oder eben einen hochdotierten "Berater"-Job für irgendeinen obskuren Diktator oder zweifelhaften Verein anzunehmen. Wie Spindelegger eben.