Nachdem die Memoiren der Zweifachmörderin Estibaliz C. auf dieser Plattform zu einem interessanten Meinungsaustausch geführt haben ("so ein Thema verkauft sich eben gut", "ist nur Spiegelbild unserer Gesellschaft"), soll hier die Tatsache der inflationären "Tatort"-und sonstigen Krimi-Reihen ("Polizeinotruf", diverse "Sokos") im Fernsehen aufgegriffen werden. Schon der "Spiegel" hat dieses Thema vor einigen Wochen zur Cover-Story gemacht ("Die Tatort-Republik") und gefragt, wieso eine Serie wie "Tatort" zum jahrzehntelangen Dauerbrenner in unseren Wohnzimmern werden konnte. Dieselbe Frage darf auch für Österreich gestellt werden. Warum ist das Interesse für "Mord und Totschlag" so groß? Selbst der Münsteraner TV-Kommissar Axel Prahl wird im "Spiegel" mit dem Satz zitiert: "Ich kann mir unseren Erfolg auch nicht erklären."
Jetzt kann man über die Qualität der einzelnen TV-Kommissare streiten, jener aus Münster mit Prahl und Jan Josef Liefers zählt zu den genießbareren, weil er lustig bis skrurril ist. Das lässt die oft Dutzenden Toten leichter ertragen. Dennoch kommt man meiner Meinung nach an einst erfolgreiche TV-Serien wie "In den Strassen von Manhattan" (mit Michael Douglas und Karl Malden) oder "Kojak" (mit dem Lollypop-lutschenden Telly Savalas, "entzückend Baby") nicht ran. Was also macht bloß den Erfolg der heutigen Krimiserien aus?
Ganz einfach. Niedrige Instinkte des Menschen wollen befriedigt werden. Gewalt plus eine Brise Sex dürfen es schon sein, und entsprechende Einschaltquoten sind garantiert. Und nur um die geht es den Fernsehsendern. Die Masse der Zuseher muss vor den Schirm gelockt werden. Nicht anders verhält es sich schließlich auch im Zeitungssektor. Warum sind Gratisblätter und Kleinformate so erfolgreich? Weil sie die blutrünstige Geschichte von nebenan knallig auf die Titelseite heben.
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Danke!
Das soll jetzt nicht wehklagend rüberkommen. Es gibt genügend Qualitätsblätter, in denen diese chronikalen Aufmacherstorys zu kleinen Einspaltern schrumpfen und andere - zugegebenermaßen nicht so breitenwirksame - wirtschaftliche und politischeThemen das Blatt aufmachen.
Für jene, die Sonntag abend nicht schon den "Tatort" abonniert haben: Zur selben Primetime kann man in 3Sat, Arte, ORF III oder Servus TV interessante Spielfilme und Dokumentationen sehen.