Die heutige Meldung wonach sich das Großherzogtum Luxemburg als Steueroase entpuppt, sollte niemanden ermsthaft überraschen. Internationale Großkonzerne spüren mithilfe renommierter (sic!) Steuerberatungskanzleien steuerliche Schlupflöcher auf und ersparen sich solcherart Abgaben in Milliarden Eurohöhe. So what? Man ist ja dem maximierten Gewinn für seine Aktionäre verpflichtet. Dumm nur, wenn Politiker, die gerne perlendes Wasser predigen, aber offensichtlich doch trüben Wein trinken, in Erklärungsnotstand kommen. Wie also reagierte der erst seit ein paar Tagen in Amt befindliche neue EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der viele Jahre Regierungschef und Finanzminister Luxemburgs war, auf die irritierende Nachricht aus dem Großherzogtum? Vorerst gar nicht. Mag sein, dass sich Juncker nach Erhalt der Nachricht beim mittäglichen Rotwein verschluckt hat. Kann sein, dass Juncker mit Unterstützung seiner Pressebetreuer noch an nach richtigen Worten zur Beschwichtigung sucht. Eine Verteidigungsstrategie, wie sie erst jüngst ein ehemaliger österreichischer Finanzminister wenig glaubwürdig zu zimmern versuchte, indem er sagte, er hätte die Stiftungskonstruktion seines Steuerberaters ja gar nicht kapiert, ist Juncker jedenfalls nicht zu raten. Es ist schwer glaubhaft, dass ein luxemburgischer Regierungschef und Finanzminister so gar keine Ahnung vom Steuerparadies seine Landes gehabt hat.
Fazit: Der neue Präsident der EU-Kommission, der zwar jüngst vollmundig angekündigt hat, 300 Milliarden Euro als Konjunkturprogramm zur Verfügung zu stellen, aber keine Ahnung hat, woher das Geld kommen soll, ist schon kurz nach Amtsantritt in seiner Autorität schwer beschädigt. Die Ankündigung der EU-Kommission, man schließe Strafen nich aus, kann so nur zum Rohrkrepierer werden.