Soll keiner sagen, bei EU-Gipfeln gehe es langweilig oder todernst zu. Wir wir jetzt erfahren, hat EU-Kommissionspräsident Jean- Claude Juncker den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. mit der launigen Begrüßung „Hallo Diktator“ in Riga empfangen. Damit „würdigte“ Juncker Orbans immer wieder demokratiepolitisch bedenklichen Äußerungen in dessen Heimatland Ungarn.
Solch verbale Liebkosungen zwischen europäischen Spitzenpolitikern werden freilich nur selten brühwarm und in Echtzeit an staunende EU-Volk übermittelt. Doch es gibt sie, weil inzwischen jede/jeder über Eigenarten und Spleens der anderen Bescheid weiß.
So soll es schon vorgekommen sein, dass ein europäischer Regierungschef Junckers Vorliebe für Hochprozentiges in die Frage: „Heute schon Jack Daniels genossen?“ verpackt hat, was der EU-Kommissionspräsident ohne mit der Wimper zu zucken, aber mit einem nachhaltigen kräftigen Ausatmen beantwortet haben soll, was bei seinem Gegenüber zu Brechreiz geführt haben soll.
Natürlich hat auch die deutsche Bundeskanzlerin wegen ihrer adretten Frisur und ihrer aufregend geschnittenen Garderobe schon ihr Fett abbekommen. „Mutti, die neue Perücke ist wirklich chic, ist der Hosenanzug echt von Lagerfeld maßgeschneidert?“ soll ein anderer überzeugter Europäer zwischen Tür und Angel Angela Merkel augenzwinkernd zugeraunt haben.
Der österreichische Regierungschef zählt ja schon zu den politischen Urgesteinen bei den europäischen Gipfeln. Gefühlt ist Werner Faymann schon 40 Jahre dabei. Anerkannt ist sein zurückhaltendes Wesen, das sich nie zu cholerischen Wutausbrüchen hinreißen lässt, und die Tatsache, dass Dinge einfach an ihm abperlen, als würden sie nie passieren. „Teflon-Kanzler“ ist dann die Wertschätzung Faymanns durch seine europäischen Kollegen.
Selbst in die Bredouille hat sich der französische Staatspräsident durch sein bekannt gewordenes Privatleben gebracht. François Hollande, der gern im Windschatten der deutschen Kanzlerin auf den Weltbühnen auftritt und neben Angela Merkel nicht gerade wie George Clooney wirkt, hat dennoch unter Kollegen das Stigma eines tollwütigen Don Juan.
Freilich kann es auch ab und an zu nicht gewollten Versprechern kommen, die sich aus Unkonzentriertheit oder vielleicht schon etwas gehobenem Alkoholspiegels ergeben können. Dass EU-Ratspräsident Donald Tusk dann Donald Duck gerufen wird, ist aus Bier- oder Weinlaune irgendwie nachvollziehbar.