Die Rohölpreise fallen und fallen. Und die Preise an den Tankstellen sinken und sinken. Also alles happy? Mitnichten, weil die Spritpreise an den Zapfsäulen, trotz des Verfalls der Preise an den internationalen Rohstoffmärkten, bei genauerem Hinsehen noch immer zu hoch sind.

Im letzten halben Jahr sind die Rohstoffpreise um 50 Prozent gepurzelt. Der Preisnachlass an den Tankstellen fiel da weitaus geringer aus. Schon klar, dass eine Weitergabe der Preisreduktion an Autofahrer im selben Ausmaß eine Milchmädchenrechnung wäre, die so nicht aufgehen kann, weil der Fiskus beim Spritpreis erheblich mitnascht. Mineralölsteuer (MÖSt.) und Umsatzsteuer kassiert der Staat (bei der MÖSt. sind es jährlich allein vier Milliarden Euro), und diese Abgaben machen ziemlich genau die Hälfte des Verkaufspreises an den Tankstellen aus. Nicht ohne Auswirkung auf die Preisgestaltung ist auch der deutliche Rückgang des Euro-Kurses zur internationalen Leitwährung des Rohöls, dem Dollar.

Wir haben heute den niedrigsten Benzin- und Dieselpreis seit fünf Jahren. Das ist natürlich fein. Es ist es erfreulich, wenn man für eine Tankfüllung zehn oder 15 Euro weniger ausgeben muss. Trotzdem: Ich behaupte, der aktuelle Spritpreis ist noch immer zu hoch und könnte unter einem Euro liegen, würden die Mineralölkonzerne nicht dermaßen profitgierig agieren.

Von den Mineraölfirmen werden gerne die hohen Kosten ins Treffen geführt. Nur, wo gibt es noch Bedienung an Tankstellen, wo noch einen Tankwart, der diese Berufsbzeichnung auch verdient, weil er doch eher Einzelhandelskaufmann oder Kassier für den integrierten Lebensmittelkshop ist, für die forsche Wucherpreise verlangt werden? Es ist auch kein in Stein gemeißeltes Gesetz, dass an jeder Ecke jede Tankstelle auch rund um die Uhr geöffnet haben muss.

Es ist immer wieder das selbe unrühmliche Preis-Spiel. Steigen die Rohölnotierungen, dauert die Reaktionszeit an den Tankstellen nur Zehntelsekunden, und die Abgabepreise steigen. Fallen die Rohölpreise, fällt die Schrecksekunde für die Mineralölfirmen mit mehreren Tagen ungleich länger aus, ehe sie nur zögerlich mit niedrigeren Preisen reagieren.

Und weil wir schon beim Spritpreis sind. Nutznießer der gesunkenen Rohölpreise sind bekanntlich auch die Fluggesellschaften, bei denen Kerosin ein ganz erheblicher Kostenfaktor ist. Mir ist nicht bekannt, dass Ticketpreise aus diesem Titel in den letzten Wochen und Monaten auch nur einen Cent günstiger geworden wären.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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