Gestern, Donnerstag, wurden relevante Wirtschaftsdaten Deutschlands veröffentlicht, die heute keinem Politiker in Österreich auch nur eine marginale Stellungnahme wert war. Kann sein, dass dies im vorliegenden Fall kein dankbares Thema ist, weil Österreich im Vergleich mit Deutschland ziemlich schlecht abschneidet. Mag auch daran liegen, dass die Meldung der Schweizer Nationalbank, die den Mindestkurs des Frankens wegen des schwachen Euros aufhob, wodurch sich schlagartig für 150.000 Österreicher deren Franken-Kredite in Höhe von 22 Milliarden Euro erheblich verteuern, halt greifbarer sind als nüchterne Wirtschaftsdaten.
Wenn man sich vor Augen hält, dass Deutschland wirtschaftlich so was wie ein Zugpferd für Österreich darstellt und unser wichtigster Handelspartner ist, sollte die diametral verlaufende Entwicklung bei uns jedenfalls Anlass zur Sorge geben.
Begonnen hatte es damit, dass Deutschland Österreich miti der geringeren Arbeitslosenquote überholt hat. Seit Monaten ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland rückläufig und zuletzt unter 2,7 Millionen gesunken. Dies ergibt eine Quote von 5,1 Prozent. In Österreich ist die Zahl jener ohne Job dagegen ständig gestiegen und liegt aktuell bei knapp über 400.000, was einer Quote von 5,3 Prozent entspricht. Über diese besorgniserregende Zahl Jobsuchender kann man sich nicht mehr elegant hinwegturnen.
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist 2014 immerhin um 1,5 Prozent gewachsen. Österreich wird laut vorliegenden Schätzungen für das Vorjahr 0,4 Prozent Wachstum und damit nicht einmal ein Drittel, erreichen. Deutschland hat 2014 keine neuen Schulden mehr gemacht und mit einem Überschuß von zwölf Milliarden Euro das zweitbeste Ergebnis nach der Wiedervereinigung erreicht. In Österreich beträgt der aktuelle Gesamtschuldenstand mit heute, 16. Jänner 2015, knapp 286 Milliarden Euro, was für jeden Erwerbstätigen einen Schuldenbetrag von 32.302 Euro bedeutet.
Das Bild der gegenläufigen Entwicklung in den beiden Nachbarländern rundet ab, dass im Gegensatz zu Österreich in Deutschland der private Konsum und die Löhne deutlich gestiegen sind, und die Unternehmen ihre Investitionen verstärkt haben, was offenbar in Summe als starker Katalysator der florierenden Wirtschaft diente.
Ein paar aufklärende Worte, vielleicht gar konkrete Konzepte heimischer Wirtschaftspolitiker, wie man dieser alles andere als erfreulichen ökonomischen Entwicklung bei uns gegensteuern will, wären nicht zuviel verlangt. Auch wenn die Öffentlichkeit dieser Tage im Banne des Terrors steht, sollte man doch wichtige Parameter der wirtschaftlichen Entwicklung nicht unkommentiert, und vor allem unbehandelt lassen, ehe sich diese Dinge als nicht bewältigbare Baustellen erweisen und damit die Talfahrt der heimischen Wirtschaft prolongiert wird.