„Ich bin nicht intellektuell, nur ziemlich kultiviert“, sagte Karl Lagerfeld in einem Interview mit dem Zeit Magazin. Und das von einem Mann, der noch ganz andere Sachen von sich gab. So beleidigte er immer wieder dicke Frauen, obwohl er selbst einmal blad war. Er behauptete, dass Heidi Klum kein richtiges Model sei und selbst vor der königlichen Familie, den Middletons schreckt er nicht zurück. „Ich finde, dass die Mutter (Anmerkung: von Kate und Pippa) mehr Sex-Appeal hat als ihre Töchter“, so Lagerfeld in einem Interview.
Trotz der Beleidigungen ist Karl Lagerfeld aber auch DIE Ikone unserer Modewelt. Er hat es geschafft, eine Trademark aus seiner Person zu machen, wie kein anderer Modedesigner in unserer Zeit. Aber wofür steht Lagerfeld eigentlich in der Mode?
Dafür steht Lagerfeld
Seine Stärke liegt definitiv in der Vermarktung und die Shows, die er für Chanel inszeniert, sind unschlagbar – in ihrem Setting und an der Anzahl der Outfits, die bei jeder Show gezeigt werden. Auch die geladene Anzahl der Gäste ist beeindruckend. Keine Show ist größer. Man denkt sich, mit Chanel ist man eigentlich ganz schön beschäftigt, aber Herr Lagerfeld scheint auch darüber hinaus noch genug Energie zu haben, um unzählige Projekte gleichzeitig zu betreuen, allen voran neben Chanel auch noch für Fendi und sein eigenes Label „Karl Lagerfeld“. Es ist einfach erstaunlich, dass in einer Welt, die so schnelllebig ist und einen Trend nach dem anderen fabriziert, jemand so lange bestehen kann und noch dazu erfolgreich ist.
Weiß er überhaupt noch, was er alles macht?
Bei dem Workload ist es kein Wunder, dass man sich an Manches gar nicht mehr erinnert. Vor einiger Zeit sah ich eine Talk-Runde im einem Deutschen TV Sender und Herr Lagerfeld war wieder äußerst unterhaltsam. Die Krönung war aber ein kleiner Test für Herrn Lagerfeld, bei dem ihm der Moderator eine angezogene Kleiderpuppe hinstellte, und Herr Lagerfeld seine Kenntnisse über dieses Kleidungsstück preisgeben sollte. Er vermutete, das Kleidungsstück sei aus den 80igern, von wem es ist, könne er aber nicht sagen. Der Moderator klärte Herrn Lagerfeld daraufhin auf, dass dies ein Kleid aus einer seiner Kollektionen sei und es nur zwei Jahre alt ist. Lagerfeld hatte es schlicht vergessen! Er war kurz ein wenig irritiert, redete etwas davon, dass die Puppe schlecht angezogen oder ausgewählt war und machte weiter mit seinem unterhaltsamen Talk.
Letztlich machen ihn solche Auftritte sympathisch. Weil er trotz seiner Härte auch authentisch rüber kommt und er zudem noch äußerst witzig ist. Vor allem nimmt er das Leben und sich selbst einfach nicht zu ernst. Anbei einige seiner lustigsten Sager:
„Wenn man jung ist, ist man immer ein bisschen schwachsinnig. Was uns rettet, ist, dass wir es später merken.“
„Über die eigene Vergangenheit zu jammern ist der Anfang einer fehlenden Zukunft.“
„Sobald man denkt, früher sei alles besser gewesen, wird die Gegenwart second hand und man selbst wird vintage – für Kleidung ist das okay, aber für Menschen nicht so toll.“
„Wie kann man sich langweilen, bei allem, was es zu sehen, lesen, lernen und zu erfinden gibt?“
„Das Rauskommen nach einer Schau ist eine gute Disziplin für mich. Denn ich muss aufpassen, dass ich nicht aussehe wie ein alter Gartenzwerg zwischen all diesen 20-Jährigen.“
„Die Sonnenbrille ist mein mobiler Lidschatten. Durch sie sieht alles ein bisschen jünger und schöner aus.“
„Sexualität ist heute nur noch eine Sportart.“
„Wenn ich Russin wäre, wäre ich lesbisch. Die russischen Männer sind nicht sehr attraktiv.“
„Ich kenne viele Leute, die hantieren ewig mit ihrem Handy herum, sogar bei Tisch, die müssen ständig aufstehen und rausgehen, man weiß dann gar nicht, ob sie sich Kokain in die Nase tun oder einen Anruf beantworten.“
„Urlaub ist für Angestellte! Wenn ich den Krieg in Stalingrad überlebt hätte, bräuchte ich vielleicht Urlaub. Oder wenn ich jeden Tag in die Fabrik gehen müsste.“
„Am Fließband stehen, das ist Arbeit. Was ich mache, ist Freizeitgestaltung mit beruflichem Hintergrund.“
„Ich hasse nichts mehr, als beobachtet zu werden. Ich möchte auch nicht gesehen werden, wenn ich tot bin. Tuch drüber und weg in Mülleimer. Aus, vorbei.“
„Im 18. Jahrhundert, wenn Sie da Geld hatten, konnten Sie noch was Schönes kaufen. Heute, wenn Sie viel haben, können Sie vor allem was Grauenhaftes kaufen.“
„Ich bin eigentlich sehr bodenständig. Ich stehe bloß nicht auf dem Boden dieser Welt.“
„Denken ist genau das, was ich vermeide. Ich möchte ein angenehmes Leben ohne Probleme haben.“
(Foto: ElizabethHudy/flickr.com)