Muss man sich einmal vorstellen: In Wien werden an knapp 50 Fußgängerampeln die traditionellen Figuren gegen gleichgeschlechtliche Pärchen ausgetauscht – und es gibt tatsächlich Menschen, die das als Zeichen von Toleranz sehen.
Welche Toleranz? Die Wiener Verkehrslandesrätin Maria Vassilakou hat eine Entscheidung getroffen. Und aus. Das ist nicht Toleranz. Das ist Politik.
Vor allem aber ist es ein großer Coup dem Ausland gegenüber. Die vielen wohlwollenden Medienberichte lesen wir gerne. Sie lassen sich auch in Werbewert umrechnen, im Inland kann man das als Erfolg verkaufen. Also, nicht jedem. Aber doch einigen. Würde Twitter den nächsten Bürgermeister von Wien wählen, hätte Vassilakou 111 Prozent. Mindestens.
Was dabei gerne vergessen wird: Nicht "als tolerant zu gelten" ist entscheidend, sondern tolerant zu sein.
Wer diesbezüglich eine österreichische Bestandsaufnahme machen möchte, möge
a) die Onlineforen der heimischen Medien bei Berichten über Flüchtlinge lesen,
b) bei einem Zeltfest am Land politisieren und
c) einen Tag lang mit den Wiener Öffis fahren.
Lustige Ampeln machen uns nicht tolerant.
Conchita Wurst macht uns nicht tolerant.
Der Lifeball macht uns nicht tolerant.
Bei zwei dieser drei Anlassfälle radeln wir im Windschatten der Einzelleistung bemerkenswerter Menschen.
Und die Ampel-Episode ist nur ein Schmäh (den man gerne mögen kann).
Wer mehr hineininterpretiert, macht sich zum Teil einer PR-Fassade.