Siegfried Kampl ist ein unverbesserlicher Rechtsaußen-Politiker. In seiner Generation - Kampl ist 78 Jahre alt - gibt es davon leider nicht so wenige. Dass er am 1. März, trotz absurd-halbherziger Distanzierung vom Dritten Reich, in seiner Heimatgemeinde Gurk erneut zum Bürgermeister gewählt wurde, muss als charakterliche Bankrotterklärung für alle gewertet werden, die ihm ihr Kreuzerl gegeben haben. Vor allem aber ist es ein gefundenes Fressen für Wiener Schreibstuben. Profil und NEWS (keinen Link gefunden) kamen zuletzt mit Reportagen daher, die das rechte Wesen des greisen Politikers und seiner Anhänger betonten.
Das ist gut so. Kritischer Journalismus muss bemerkenswerte Tendenzen thematisieren.
Seltsam würde dies erst durch die Auslassung gesellschaftlich gegenteiliger Entwicklungen werden. Denn nach den Wahlen am 1. März und den Stichwahlen am 15. März hat Kärnten nicht nur einen Kampl als Bürgermeister, sondern auch mindestens fünf Kärntner Slowenen, die zu Gemeindeoberhäuptern gewählt wurden. Vor nicht allzulanger Zeit wäre dies noch undenkbar gewesen.
Ich halte diese Normalisierung, die in Kärnten so lange gebraucht hat, für die weit bessere Story als die unbewältigte Vergangenheit eines fast 80-Jährigen. Weil es die Entwicklung zeigt, die Kärnten in weiten Teilen durchmacht. Weil es Hoffnung macht, dass auch der viel zu lange verrückte Süden in gesellschaftlicher Hinsicht am besten Weg zu einer ganz normalen Gegend ist. Weil es die Zukunft skizziert.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Kärnten ist noch lange kein demokratiepolitisches Vorzeigeland. Wird es vielleicht auch nie werden. Aber die Richtung stimmt. Auch ohne mediale Begleitung.
Denn ich gehe jede Wette ein, dass es zu der neuen Entwicklung keine Reportagen geben wird. Weil nicht nur in Kärnten Veränderungen lange dauern. Sondern auch in Redaktionen, die von der Wiener Innenstadt aus über das ganze Land urteilen.