Alles deutet darauf hin, dass die österreichische Bundesregierung den ehemaligen Raiffeisen-Spitzenbanker Christian Konrad zum Flüchtlingskoordinator ernennt. In einer ersten Reaktion habe ich gedacht: großartige Idee! Ein anerkannter Macher, in weltlichen wie kirchlichen Kreisen höchst einflussreich, genau so einen brauchen jene Flüchtlinge, die in Zelten, auf Betonböden oder sonstwie unwürdig untergebracht sind. Wer, wenn nicht Konrad, sollte in diesem Giebelkreuzland in der Land sein, Quartiere zu finden.
Dann habe ich noch einmal über meine Begeisterung nachgedacht. Die Regierung braucht also, um ein paar zehntausend Menschen in einem Acht-Millionen-Einwohner-Land einquartieren zu können, eine externe Person. Sie ist aus eigener Kraft nicht in der Lage, eine zugegebenermaßen anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen. Und das, obwohl die politischen Ansprechpartner auf Landes- und Gemeindeebene in den meisten Fällen zu den selben zwei Parteien gehören – zur SPÖ und zur ÖVP.
Auch wenn die seit Monaten gelebte Inkompetenz bzw. der Unwille, Asylwerbern ein gemauertes Dach über dem Kopf und ein Bett anzubieten, Grund genug sind, die Konrad-Lösung aus der Perspektive der Betroffenen gut zu finden: aus Sicht der Regierung ist sie eine Bankrott-Erklärung.