Der geneigte Twitterer hat es derzeit nicht einfach. Er kommt aus dem Betroffensein nicht mehr heraus. Aus der permanenten Anteilnahme. Der Solidarität.
* Heute je suist er Charlie (für die Opfer der Terroranschlages in Paris). * Morgen je suist er Raif (für den Blogger, der in Saudi Arabien ausgepeitscht wurde).* Dann je suist er für mehr Schmusen im Café Prückel (wegen einer absurden Lesben-Kuss-Szene).* Und zwischendurch je suist er noch schnell Retter der Handschrift (weil die Finnen darauf pfeifen wollen).
Da aber ein paar einsame Buchstaben auf Twitter eher lahm sind – Taferlalarm. Kann man seine Betroffenheit viel besser im Wortsinn herzeigen. Und erst die angenehmen Nebeneffekte! Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten bei einer Partei. Da je suist es sich doch gleich viel effizienter. Weil bei aller Anteilnahme: ein wenig Umwegrentabilität wird man ja wohl noch abstauben dürfen. So ein dezent platziertes Parteilogo am formschönen Karton? Ich bitte Sie!
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Jetzt will ich den Tweetern der Taferlrunde ja nicht ihre Empathie madig machen. Was wären wir, wenn uns das Leid der Anderen egal wäre?
Schlimm fände ich es nur, wenn die smartphoneoptimierte Couchpotatoe-Unterstützung handfeste Maßnahmen Schritt für Schritt ersetzen würde. Weil gleich ums Eck, liebe Leute, abseits der Online-Welt, warten Menschen auf echte Hilfe. Die, denen Geld fürs Essen fehlt, fürs Heizen, fürs Wohnen. Fürs Leben. Die, bei denen wir ohnehin gleich kapieren, dass ein Taferln nix nutzt. Die, bei denen wir wirklich etwas tun müssten.
Je suis übrigens auch einer von denen, die diesbezüglich zu wenig aktiv sind. Aber ich bemühe mich, das zu ändern. Sie auch?