Oft wird über hier den Islam gestöhnt. Nun, ich stöhne übers Christentum. Die orthodox gläubigen Juden nicht zu vergessen. Wir haben zu Studienzwecken den Koran, die Thora und die Bibel gelesen. Sie geben sich nicht viel. Man lese nur aufmerksam, wie alle drei monotheistischen Religionen die Frauen behandeln. Natürlich ist das Kopftuch in Europa zusehends zum Alptraum geworden (Hier in der Türkei aber auch. Man gehe hier in ein Lokal – weniger Islam als in Europa! - oder in Altona in ein türkisches Kaffee – naja, Kopftücher sieht man da nicht, weil “die Sitte” es Frauen verbietet, öffentliche Lokale aufzusuchen. Aber wo sind die Kümmeltürken, die Backgammon spielen, Tee trinken, die Hand küssen und Wasserpfeife rauchen? Hier weniger – obwohl, es gibt sie auch.) Hier greift das Phänomen, dass Ethnien umso starrer an alten Bräuchen festhalten, je ferner sie der Heimat sind. Frag Robert de Niros Mutter oder einen beliebigen Zapfenlockigen in New York! Das mag auch die türkischen Cafés in Deutschland erklären.

Einmal sass ich hier in Turgutreis in einem Lokal. Am Nebentisch drei Männer. Zwei davon blond bzw. Rothaarig, blauäugig, in Krawatte und Jackett. Der dritte schwarzäugig und -haarig, mit olivenfarbener Haut, gekleidet in Lederjacke. Es stellte sich heraus: alle drei waren Bürgermeister, die ersten beiden hier aus der Gegend, der dritte ein Grieche :). Mit Klischeedenken kommen wir ja nicht weiter.

Ich aber, obwohl inzwischen Türke, sehe im Kopftuch eine politische Demonstration. Wir sind hier in einem harten Kampf: die islamischen Orden (Tarikat) fordern Verhüllung, die iranischen Frauen möchten das Kopftuch gerne loswerden. Solidarität unter Frauen sieht anders aus. (Nichts gegen ein Kopftuch gegen Staub). Und in Europa? Ist Cat Stevens etwa Türke? War Sinead O'Connor Asiatin?. Naja, Vermischung :). Möge jeder auf seine Art glücklich werden. Aber ohne Polizeischutz.