Es ist sehr schwer, über den Hasen zu schreiben, weil er sofort das Hasenpanier ergreift und einem davonlȁuft. Viel besser wȁre es, über Igel zu schreiben, die sitzen nȁmlich in Buxtehude fest und rufen: Ick bün all hier!. Aber wer schreibt schon über Igel?
Der Hase ist ein Einzelgȁnger. Er lebt in Feld und Wald. Er tarnt sich in der Hasensasse, einer einfachen Stelle niedergetretenen Grases. Er tarnt sich so gut, dass er ganz unsichtbar wird. Ich kann es bezeugen. Ich habe mich selbst bis auf Meter der Hasensasse genȁhert, ohne ihn zu bemerken. Dann sprang er hakenschlagend davon.
Verwechsel ihn nicht mit dem Kaninchen, das lebt in Mengen in unterirdischen Höhlengȁngen, ist sozial und sorgt immer für reichlich Nachwuchs.
Der Hase wird bedichtet und besungen. Wundere Dich deshalb nicht, auch hier Gesȁnge zu finden.
“Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal
Lebten einst zwei Hasen
Frassen ab das grüne, grüne Gras
Frassen ab das grüne, grüne Gras
Bis auf den Rasen...” (Georg Büchner verwendet das Volkslied in seinem Woyzeck)
In der Alchemie ist der Hase ein wichtiges Symbol. Er steht für Unschuld, wie er in den Fabeln gewöhnlich für Furchtsamkeit steht. Die Redensart “Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen” für das Ende der Welt kennen wir alle.
Lütt Matten de Has’
De mak sik en Spaß,
He weer bi’t Studeern
Dat Danzen to leern,
Un danz ganz alleen
Op de achtersten Been.
Keem Reinke de Voß
Un dach: das en Kost!
Un seggt: Lüttje Matten
So flink op de Padden?
Un danzst hier alleen
Oppe achtersten Been?
Kumm, lat uns tosam!
Ik kann as de Dam!
De Krei de spȩlt Fitel,
Denn geit dat canditel,
Denn geit dat mal schön
Op de achtersten Been!
Lütt Matten gev Pot:
De Voß beet em dot;
Un sett sik in Schatten,
Verspis’ de lütt Matten,
De Krei de kreeg een
Vun de achtersten Been. (Klaus Groth)
An Ostern feiern viele den Hasen und das Ei, Heiden, die sie sind, und nicht die christliche Auferstehung. Die Schokoladenindustrie bietet dann Hasen in allen Formen an, oft sogar so, dass die unverkauften Stücke leicht in Nilolȁuse umgepackt werden können.
Hasen werden leider oft auch vermenschlicht.
“Hasenmax, der Bösewicht
Konnte heut sein Vers’chen nicht
Hat geschummelt und gepetzt
Hasenlieschens Rock zerfetzt.
In den Karzer kommt er nun,
Hei, da soll er Busse tun!”
Der Hase (lat. Lepus) ist auch ein Sternbild am Himmelsȁquator nahe dem Orion und dem Grossen Hund. Jede Nacht wird der Hase von Jȁger und Hund über den Himmel gehetzt.
Die Ohren des Hasen werden wegen ihrer langen Form “Löffel” genannt. Dies wird wiederum auf das Kind übertragen. “Willst was hinter die Löffel?”, fragt der Vater.
Wer nicht nach Buxtehude oder Sparta (“Wanderer, kommst du nach Sparta...”), sondern nach Paderborn unterwegs ist, soll sich bitte dort am Dom das berühmte Hasenfenster anschauen: Drei Hasen mit insgesamt nur drei Löffeln.
Nicht nur mit den Ohren, auch mit der Nase nimmt der Hase fein wahr:
“Es geht ein Mann durch Föhren,
Sein Schritt ist kaum zu hören,
Doch geht der Gute mit dem Wind,
Drum merkt das kleinste Hasenkind
Mit seinem Schnuppernȁschen:
Es kommt ein Feind für’s Hȁschen!
Und rettet sich geschwind.”
(Christian Morgenstern)