Rauchen ist gesundheitsschädlich, und es ist sogar allgemein bekannt, dass selbst Passivraucher Schaden nehmen können. Das ist anders als beim Alkohol, wo der Abstinenzler nie dran denken würde, seines Freundes ausgekotztes Bier nochmal zu trinken. Nun hat sich plötzlich vielerorts der Staat dieses Problems angenommen. Und das mit Vehemenz! Warum ist es nicht gesetzliche Pflicht, aufs Auto zu schreiben: Vorsicht! Autofahren kann tödlich sein! Und auf den Schemel: Vorsicht! Hausarbeiten können...

Das Problem ist: was kann man und was soll man alles gesetzlich regeln? Dass sogar die Italiener und die Türken sich einstweilen an Rauchverbote halten, heisst noch nicht, dass diese richtig und gerechtfertigt sind. Ich würde mir solch’ jakobinische Erziehungsdiktatur eher auf anderen Gebieten wünschen.... Und wer sagt uns, dass nicht als nächstes fettes Essen verboten wird (ausser in Eckkneipen)?

Zudem wird durch solche Verfügung die Menschheit in zwei künstliche soziale Gruppen geteilt: die Raucher gehn vor die Tür und kommunizieren eher untereinander – zusätzlich werden sie aber nebenbei in kleinen, stickigen, verglasten Räumen öffentlich zur Schau und an den Pranger gestellt. Vergleichbar wäre ein Pflichtschild um den Hals der Männer: Ich bin Puffbesucher. Ich bin Porschefahrer. Ich esse Fritten!

Kann Verantwortung gesetzlich geregelt werden oder lassen Gesetze uns nicht vielmehr unverantwortlich handeln? (siehe zum Beispiel die Alkoholprohibiton in den USA) These: Verantwortung kann bloss durch ein Gefühl für Recht und Unrecht entstehen. Durch ein Gesetz werde ich das aber niemals erreichen, sondern nur über die Einsicht. Wie sind all die Greenpeaceler, Antimondialisten und Fastfoodgegner zu ihren Einsichten gekommen? Durch Gehirnwäsche, sagst Du? Naja aber nicht durch Gesetze.

"Es gab einmal eine Zeit, da musste man übers Rauchen nicht streiten. Es war die beste Zeit. Die Raucher Jean-Paul Sartre, Ernst Bloch und Hannah Arendt lebten und dachten noch, Juliette Greco sang in Pariser Kneipen und Jean Seberg drehte dort ‘Bonjour Tristesse’, der Raucher Jean-Paul Belmondo war jung, die Raucher Fidel Castro und Ernesto ‘Che’ Guevara machten die Revolution sexy, das Rat Pack rauchte, trank und sang, der Raucher Erik Ode war ‘der Kommissar’, die Raucher Ernest Hemingway und Heinrich Böll bekamen den Nobelpreis, die Raucherin Ingeborg Bachmann schrieb einige der besten Texte der deutschsprachigen Literatur, die Raucher Brecht, Benn und Frisch schrieben den Rest, der Raucher Willy Brandt wurde Kanzler, und Deutschland war geteilt. In den Fernsehstudios der Bundesrepublik durfte rauchen, wer wollte, statt Wasser gab es dort noch Wein und die Gedanken waren auch besser. Es war die Zeit, in der die Menschen sogar auf dem Mond landeten, und der Westen freier war, denn je. Es war eine Zeit, in der die Zukunft noch schön war und nicht nur später." (Rüdiger Suchsland)

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 07.04.2024 07:16:24

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