Ein guter Freund von mir - Ex-Weltbank-Direktor und Mitbegründer von transparency international - hat es vor kurzem mit seinen 85 Jahren gewagt, ein Zukunftsbuch für das Jahr 2050 zu schreiben. Auf die Frage nach dem Warum, meinte er: Na, dann brauche ich den Wahrheitsbeweis nichtmehr anzutreten. Da ich nicht so mutig bin, bleibe ich bei 2030 und phantasiere mal so meine internationale Sichtweise aus der Erfahrung in 40 Ländern:
Nordamerika wird dann versteppt sein und viele dort werden dennoch den Klimawandel leugnen. Die Kleinstädte im Mittelwesten der "fly-over-states" sind dann noch trostloser mit ihren billigen Sperrholzbaracken, viele der Tankstellen gesperrt, nur noch der fast-food-Imbiss vorhanden. Die Großstädte eher gefährlich wegen der sozialen Unruhen aus diversen Gründen. Die Masse der Menschen noch dumpfer und übergewichtiger als jetzt schon. Währenddessen wird Sibirien beackerbar. Die Auflösung des Permafrosts hat riesige Mengen an Methangas frei gesetzt, was unsere Umwelt zusätzlich belastet. Dafür bietet sich hier ein riesiges Auslaufbecken für die chinesische Bevölkerung: für Russland ein Super Ansiedlungs-Geschäft. Indien hat zu dem Zeitpunkt die Führungs-Position aller Nationen übernommen, während China sich in der selbst gebastelten Hölle aus Marmor, Glas und Beton wieder findet, alle Hände voll zu tun hat mit der toxischen Umwelt: keine Energie aufbringen kann, Afrika weiter zu "erobern".
Afrika bleibt die Hausaufgabe Europas bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Wir werden dann zwar keine (bezahlte) Lohnarbeit mehr haben - auch wegen der künstlichen Intelligenz, der Digitalisierung und Robotnik - aber zu tun gibts (unbezahlt) genug. Motto: Nie wieder Arbeit! (Buch von R.P. Gruber). Bezahlung braucht es keine mehr, weil sowieso das Geld abgeschafft ist und der Kreditrahmen lediglich per Chip eine bedingungslose Grundversorgung garantiert. Den Materialismus gibts ja auch nicht mehr. Durch den 3D-Druck hat sich die Faszination von Gütererzeugung aufgelöst. (Rifkins Null-Grenzkosten-Konzept) Die Leute haben - auch ohne Aufwand - von allem und jedem genug, ja viel zu viel.
Die Reichen dieser Welt haben gelernt, dass sie ihr persönliches Lebensrisiko nur sinnlos erhöhen, wenn sie ihren Reichtum horten. Niemand wird enteignet, aber wahrscheinlich durch sozialen Druck gezwungen, Reichtümer in Vermögen umzuwandeln: in Projekte investieren, vor allem in Gemeinnützige, damit der Reichtum etwas füreinander "vermag". Bill Gates und Warren Buffett sind die Säulenheiligen dieser Bewegung. Buffet lebt seit 1958 in einem bescheidenen Einfamilienhaus, das er um $ 31.000 kaufte.
Spanien, Italien und Griechenland sind so heiß geworden, dass unsere Nachbarn nach Norden gezogen sind, was in der EU nicht abzuschotten ist, weil ja Niederlassungsfreiheit gegeben ist. Die verlassenen Gebiete in Südeuropa werden von Massen-Emigrations-Wellen aus Afrika wiederbevölkert. Es sind 200 bis 300 Millionen Menschen vom schwarzen Kontinent in die EU gekommen. Europa sendet jährlich zig-Millionen Pensionist/innen runter auf ein paar Monate als part-time-Entwicklungshilfe zur Aufbau alternativer Technologien: Basis für den Wohlstand Afrikas.
Europa hat - als Kontinent der alten Werte - eine neue Aufgabe bekommen nach dem Digitalisierungs-Hype: psycho-soziale Massenbetreuung anstatt materieller Konsum-Wahnsinn.
Der Islam ist längst obsolet geworden, weil sich zunächst die arabischen Frauen dem mittelalterlichen Patriarchat widersetzten, auf die Unis studieren gingen und plötzlich wichtige Rollen in der arabischen Welt eingenommen haben. Die arabischen Länder sind ihren Reichtum los geworden und müssen sich - ganz ohne moslemische Omnipotenzansprüche - lernen anzupassen, um im Orchester der Weltgesellschaft mitmachen zu dürfen.
Politik hat lediglich einen nurmehr marginalen Stellenwert wie auch Religion. Die Verwaltung erfolgt global und die kontinentale Dominanzen haben sich zugunsten planetarischen Gemeinschaftssinns erübrigt.
Ist es nicht schön, so vor sich hin zu spintisieren? Ich genieße es.