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Greta Thunberg hat recht, wenn sie wütend das ständige "blabla" der politischen und ökonomischen Entscheidungsinstanzen kritisiert. Es geht einfach nichts weiter, etwa den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Ganz im Gegenteil: nach der Pandemie beginnt er wieder zu steigen! Damit werden wir unsere Klimaziele weit verfehlen und es drohen apokalyptische Szenarien, die unsere "letzte Generation" mit voller Wucht treffen wird! Was hindert unsere Gesellschaft daran, einschneidende Maßnahmen zu treffen um der gnadenlosen Radikalität von Umweltkatastrophen zu entgehen?
Ist es etwa das mangelnde Bewußtsein um die Prisanz der Lage? Wahrscheinlich nein, denn die Problematik wird seit Jahr und Tag von vorne bis hinten beleuchtet, beschwörend diskutiert und belehrend depattiert, mit Lippenbekenntnissen aller Art kommentiert...
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Kennen wir die Lösungen zum Vermeiden von Klimasünden nicht? Oh doch, wir alle wissen wie schädlich Autofahren und der Flugverkehr sind. Uns ist jedes Stahl-Unternehmen bekannt, das CO2 emittiert. Alle wissen, dass Öl- und Gasheizungen "vom Bösen" sind. Und auch, dass die Fleischproduktion umweltschädlicher ist als das Grünzeug.
Oder schrecken wir vor massiven Maßnahmen zurück, weil wir den Widerstand erahnen, der extrem konfliktreich werden wird? Auf der individuellen Ebene wohl kaum: wenn jemand beschließt, statt mit dem Flieger per Bahn unterwegs zu sein, so kann ein Konflikt - außer innerfamiliär - ausgeschlossen werden. Bei politischen Langzeitentscheidungen oder ökonomisch einschneidenden Gesetzen schaut es anders aus. Temp 100 auf der Autobahn löst mit Sicherheit einen Aufschrei quer durchs Land aus! Als Italien ein Gesetz verabschiedete, dass Rauchen im Lokal verboten sei, dachte man auch, dass dies zu schweren sozialen Verwerfungen führen wird. Aber: nichts ist passiert. Unglaublich schnell und diszipliniert hat das italienische Volk die Vorgabe angenommen. Außerdem ist uns allen bewusst, dass gesellschaftliche Konfrontationen bei der Einführung von schmerzhaften Maßnahmen viel milder ausfallen als Verteilungs- und Verteidigungs-Kämpfe im Verlauf von dystopischen Endzeit-Szenarien...
Was also hindert uns daran, kollektiv eine Fülle von Maßnahmen zu ergreifen, die möglicherweise das Umweltdesaster nicht beseitigen, aber deren Wirkungen wenigstens die zu erwartenden Katastrophen dämpfen könnten?
Es dürfte die dröge Einfallslosigkeit sein, mit der wir Menschenkinder geschlagen sind. Uns fällt aus der Unzahl von Möglichkeiten einfach die Wahl schwer. Da wir nochdazu zu bequem sind, lassen wir es doch lieber gleich sein. Der typische Leitsatz ost-österreichischer Lemuren lautet: "Es muass wos gschegn, aber es derf nix passieren." (Wer kann dieses Motto der wütenden Greta übersetzen?) Die Parole kombiniert eine renitente Aufforderung mit dem ängstlichen Befehl zur Untätigkeit. Leider hat sie ihre (Un-)Wirksamkeit weit über Österreich hinaus invasiv entfaltet. Selbst noch so aufrüttelnde Appelle des UN-Generalsekretärs verhallen resonanzlos in der Echo-Kammer der Wohlstands-Bewahrungs-Illusions-Phantasie.
Unser gesamtes Bildungs- und Erziehungssystem basiert auf einer Denkungsart, die wir in der Psychologie konvergent nennen. So ziemlich alle apellativen Maßnahmen laufen auf ein und dasselbe Prinzip des "Du sollst!" hinaus. Eltern und vor allem Großeltern wissen, wie du dich zu verhalten hast, was du an Eigenschaften zu trainieren hast und wie du dich verbessern kannst. Auf dass du ein angepasstes Mitglied der Gemeinschaft wirst. Abweichendes Verhalten ist irritierend, stört, verwirrt und nervt. Es beginnt schon beim "toilet training": Schon Sigmund Freud warnte, dass eine zu frühe oder rigide Sauberkeitserziehung zu „aggressiven Es-Impulsen“ führen und Zwangsstörungen verursachen könne. Dennoch beginnen elterliche Kontrollen über die Blasen- und Darmentleerung ihrer Kleinen zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat. Wenn das geschafft ist, wird vom Kindergarten über das Schulwesen bis hin zur Universität ununterbrochen eine Disziplinierungsmaschinerie ausgefahren, um die Heranwachsenden zu kontrollierten, kalkulierbaren Mitmenschen zu erziehen. Im gesamten Erziehungssystem herrscht - trotz alternativer Schulmodellen - das Prinzip des konvergenten Denkens vor. Motto: Finde die richtige Lösung! Ständig suchen daher Lehrende nach Fehlern. Wo hast Du etwas falsch gemacht und: mach das nicht wieder! Dieses Gedanken-Prinzip setzt sich dann durch das ganze Berufsleben fort. Dem ist es auch zu verdanken, dass wir großartige technologische Leistungen vollbringen konnten. Die hochkomplizierten Prozesse in der Industrie bis hin zu Digitalisierungs-Welten der AI können so bravourös bewältigt werden.
Immer geht es darum, Dinge richtig zu machen und nur den wenigsten ist es bewusst, dass es doch oft darum geht die richtigen Dinge zu machen. Dieses Prinzip nennen wir divergentes Denken. Es ist in unseren Gesellschaften fast überhaupt nicht bewußt und kaum real vertreten. Außer in sogenannten Kreativberufen und in der Kunst darf, ja soll Querdenken geübt werden. Oft erfahren Menschen, die außerhalb des Mainstreams denken bzw. leben, die reflexartige Abwertung als Querulanten, Schwurbler und Systemfeinde angesehen zu werden. Queer ist daher in konservativen Kreisen und besonders in faschistisch dominierten Staaten verpönt und wird geahndet bis bestraft.
Daher gibt es in der Testpsychologie jede Menge Intelligenzmessung, die eben jenes konvergente Denken messen, nicht jedoch divergente Ansätze zur Messung von Kreativität: finde neue Lösungen!
Diese Form der gedanklichen Herangehensweise hängt unmittelbar mit dem Thema der Komplexität zusammen. Auf Kompliziertheit sind unsere Systeme konditioniert, aber sobald die Dinge komplex werden, fehlt uns der Plan. Fréderick Laloux beschreibt in seinem Buch "reinventing organisations" den Unterschied sehr plastisch: Ein Flugzeug zu bauen ist kompliziert, aber dennoch sind alle Teile vorgegeben und determiniert. Ein Teller Spaghetti ist überhaupt nicht kompliziert, aber höchst komplex: zieht man nur zwei Nudeln heraus, kann selbst der schnellste Quanten-Computer nicht berechnen, wie sich der Haufen dann verhält und: niemand bringt die beiden Spaghetti wieder genau so zurück an den ursprünglichen Platz.
Greifen wir also auf Altbewährtes zurück, dann sind bekannte Handlungsweisen vielfach erprobt. Sie können verbessert, erweitert, reduziert, kopiert, variiert usw. werden. Wir erwarten sozusagen Erwartbares. Im Krisenmodus gewinnt die Lage noch eine weitere Dimension. Je mehr wir unter Druck geraten, umso mehr engt sich unser Horizont ein. Wir sehen dann oft nur mehr einen einzigen Ausweg aus dem Hohlweg, in den wir uns manövriert haben. Daher sind in solchen Zeiten Populisten mir ihrer simplen Anwort besonders begehrt. Man erwartet von ihnen konvergente Antworten auf divergente Fragen.
Geht es dann noch etwa um menschliche Konflikte, um Zukunftsplanung, um noch nie Erprobtes, interkulturelle Differenzen, Unternehmenskultur, multiple Krisen, dann setzen unsere Bewältigungsmechanismen aus. Wir erwarten immer das Erwartbare und kaum das Unerwartete!
Damit wären wir bei der Klimakrise. Unsere gesamte westliche Kultur ist nicht darauf vorbereitet, Antworten dafür zu entwickeln. Mit dem Unbekannten zurecht zu kommen: dazu braucht es divergente und vor allem intuitive Techniken für kreative Lösungen. Weder die Politik noch die Wirtschaft haben eine Ahnung davon, mit vorwärts gerichteten Herausforderungen fertig zu werden.
Die gute Nachricht: Es gibt ca. 50-60 Methoden des intuitiven Transformations-Managements, jedoch leider ganz wenige Personen aus der politischen, zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Berater-Szene, die diese Techniken kennen und kaum jemanden, der Erfahrung in deren Anwendung hat. Das ist das große Geheimnis warum auch bei der Klima-Katastrophe die strategische Planung und dessen Umsetzung fehlt. Aus dem Mangel an Bewusstsein der Problematik, am Fehlen des Know-Hows zum Katastrophen-Management und auch an dem fehlenden Mut, in unbekanntes Terrain vorzustoßen laufen wir sehenden Auges ins Verderben. So leid es mir tut: ich sehe hier kein Licht am Ende des Tunnels!