Erster Karriereschritt

In unserem trüben Schulsystem werden Jugendliche mit 13,5 Jahren dazu gezwungen, sich für eine bestimmte Schulrichtung zu entscheiden. In dieser Zeit leiden sie aber an den hormonellen Umstellungen der Pubertät. Die Gehirnaktivität ist um 15% erhöht und sie können überhaupt nicht klar entscheiden. Eigentlich sollten wir in der Zeit eine Art Karenz-Zeit vorsehen, damit die krisenhafte Situation in Ruhe überstanden werden kann. Zwischen 15 und 16 klingt der "pubertäre Wahnsinn" langsam ab. Die Mädchen sind im Schnitt ein halbes Jahr früher wieder o.k. als die Burschen.

Ab dann bilden sich entwicklungs-psychologisch die Berufsmotivationen aus. Diese zählen nach dem Leistungs- und Intelligenz-Faktoren zur stabilsten Ausprägung der Persönlichkeit. Interessen ändern sich im Laufe des Lebens kaum. Daher kann man darauf vertrauen, dass die Interessen eines jungen Menschen eine solide Basis für Berufsentscheidungen darstellen.

Man denke sich jemanden, der dann an einer Weg-Kreuzung steht, an der etwa 2.000 Wege in verschiedene Richtungen führen. In dieser existenziellsten aller Entscheidungen lassen wir unsere Jugend ziemlich allein. Alle sind zwar jahrelang durch verschiedenste, oft unfaire Prüfungs-Rituale mürb gemacht worden, ab in diesem Moment bieten unsere staatlichen Systeme so gut wie keine profunde Berufsberatung an. Nun treten bemühte Amateure auf den Plan: LehrerInnen, Verwandte und Bekannte, die meist nur ihre eigenen Träume und Enttäuschungen vermittlen. Ganz selten werden arbeits- und wirtschaftspsychologische Beratungen angeboten.

Das Resultat aus diesem Dilemma führt zur größten Verschwendung an menschlichen, monetären und nervlichen Ressourcen. Es kostet jährlich Milliarden, dass junge Menschen sich für sub-obtimale Lebens-Wege entscheiden. Und dabei wäre es so einfach und relativ billig, die ganze Bevölkerung per Interessenstest "durch zu impfen", um bei der Berufs- und Ausbildungsentscheidungen auf Nummer sicher zu gehen. Der/Die Jugendliche weiß über die eigenen Hauptinteressen Bescheid, z.B. handwerkliches Geschick und viele Freunde, kann sich jedoch unter den Berufsbildern Handarbeits-LehrerIn, Beschäftigungs-TherapeutIn, Lehlings-AusbilderIn etc. nichts genaues vorstellen.

In fast jeder Familie brüten die Leute über diese Frage nach und es wäre höchst an der Zeit, hier einen breiten Diskurs anzufangen, um schleunigst Abhilfe zu schaffen. Damit nicht weterhin ca. 40% aller Berufstätigen so unglücklich durch ihr Arbeitsleben gehen wie bisher...

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Herbert Erregger

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Beate Janota

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Silvia Jelincic

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Bernhard Juranek

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fischundfleisch

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