Die meisten von uns erleben tagtäglich, wie eine Flut von - meist sinnlosen - Informationen über uns herein brechen. Berufliche Vorgaben, private Ansprüche, nötige Zahlungen, terminliche Verpflichtungen und dann auch noch die Aufforderungen aus den sozialen Netzen, per Mail, Telefon, WhatsApp und Messenger-Diensten reagieren zu sollen. Jemand war beim Friseur und hat ein Selfie gepostet, das du "liken" sollst?! All das mit vergleichsweise wenig tatsächlichen Auswirkungen auf den Lebensablauf. Raserei und Stillstand gleichzeitig!
Wen wundert es, dass die Jungen darnach fragen: Wozu das Ganze? Generation WHY oder Y. Recht haben sie, sich nichtmehr in das Joch der Lohnsklaverei einspannen zu lassen. Die kapitalistische Wirtschaft ist entsetzt, schüttelt den imaginären Kopf und weiß nicht, wie damit umgehen? Statt dass die "Generation Praktikum" in unbezahlten Überstunden rackern, streben sie nach Party und Freizeit. Oder kündigen gar! Können wir Wirtschaftenden die je wieder einfangen? Ein klares Nein! Die alten - autoritären - Führungsstile greifen nicht mehr. Selbst wenn eine dominante Leitfigur mit Charisma die nächsten Aufgaben per Skype verteilt, kann sie nach Abschalten der Verbindung nicht sicher sein, ob die Kollegin in Bratislava anschließend nicht doch gleich ins Café geht oder der Mitarbeiter in Hongkong die Aufgaben überhaupt verstanden hat, obwohl er beifällig genickt hat (wie in Asien üblich).
Die Arbeitswelt 4.0 verlangt nach ganz anderen Kooperations-Konzepten, Entlohnungssystemen und Grundhaltungen als die 8to5-Variante oder gar der 7/24-Verfügbarkeits-Stil. Die Angestelltenwelt löst sich schneller auf als gedacht. Mein Buch "Ende der Massenmenschhaltung" (2002) sollte ich neu auflegen, weil erst jetzt treten meine Prophezeihungen wirklich ein.
Wir werden in Zukunft kaum mehr bezahlte Ganztags-Jobs angeboten bekommen. Lediglich im Top-Management quälen sich die "Arbeits-Schmarotzer", die den anderen die Arbeit wegschmarotzen bis zum Burn-Out ab. Die breite Masse wird vom bedingungslosen Grundeinkommen gar nicht mal so schlecht leben können, weiterhin glauben, dass das "Leben ein Hit" ist und sich in Oberflächlichkeiten unreflektiert suhlen und verlieren.
Dennoch: Auf der Welt ist genug zu tun! Unbezahlt, pro bono aber Sinn stiftend. Sogar die Pensionisten werden eingespannt werden. Auf freiwilliger und auf minimaler Kostenersatz-Basis. Im Tourismus, im Wellness- und Gesundheits-Sektor, bei non-Profit-NGOs, der Entwicklungshilfe, der Flüchtlings- und Nachmittags-Betreuung und der Altenpflege. Dort, wo Roboter nichts zu suchen haben: im mitmenschlichen Kontakt.
Ängste und Überforderung aller Art löst diese VUCA-Welt (volatil, unsicher, komplex und ambivalent) auch in den kommenden Jahrzehnten aus. Und daraus werden auch bizarrste Entwicklungen und Abschottungs-Strategien sprießen. Einhegung ist ja beruhigend. So wie die Autobahn links und rechts von Leitplanken eingegrenzt ist ohne die kleinste Lücke, so werden wir auf unserer Lebensautobahn immer schneller und viel gefährlicher als bisher dahinbrettern, obwohl sich nichts tut: Raserei und Stagnation bis die wirklichen Crashs kommen. Bis dahin lernen wir nicht viel dazu, leider! Wir wissen zwar nicht, wohin es geht, aber dafür sind wir schneller dort.
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