Die Aussentemperatur-Differenz zwischen Karachi (42°) und Wien (18°) flutet alle Poren. Abgesehen davon ergeben sich mehr Gemeinsamkeiten im Management von Gesundheitseinrichtungen als du glaubst: Hier wie dort wird es als sehr verdienstvoll angesehen, wenn jemand in dem Bereich arbeitet. Nur im Verdienst drückt sich dieses Lippenbekenntnis nicht aus. Mit dem Pflegedienst will niemand etwas zu tun haben. Fast so wie mit der Lepra. Berührungs-Ängste. Und dabei haben gerade Lepröse ein unstillbares physisches Kontaktbedürfnis. Hemmungslos umarmen dich diese Gesichtslosen mit ihren verstümmelten Händen. Du kannst nur hoffen, dass ihr Leiden ausgeheilt ist... Viele von ihnen leben und hilfs-arbeiten in der Institution. Vorstellungsgespräche wo auch immer scheitern allein an der Optik.
Unsere "Altenpflege" hat auch so etwas von Ausgegrenztheit. Wenn du da arbeitest wirst du tendenziell zum Unberührbaren. Es ist schwer, von der Geriatrie in den Spitalbereich zu wechseln. Die Arbeitsbedingungen stellen sich als derart mies heraus, dass die Ausgebildeten nach drei Jahren meist das Handtuch werfen. Da wie dort werden die psychischen und physischen Belastungen nicht versorgt. Weder Einel-Coachings noch Fall-Supervision werden finanziert. Die Pflegenden bleiben auf ihrem Psycho-Müll sitzen. Im Spital in Pakistan gibt es wenigstens einen Psychologen als Personal-Manager. Was man in den Wiener Pflegeheimen kaum finden wird. Die machen dort auch ziemlich gute Personalauswahl, weil es genug Bewerbungen gibt und nehmen nicht jede/n wie bei uns...
Ansonsten sind die Probleme ähnlich: Arbeitsüberlastung und fehlendes Selbst-, Zeit- und Stressmanagement. Da könnte man ruhig gemeinsame Trainings über Internet aufsetzen. Die Mitarbeits-Beurteilung liegt im Argen. Auch in unseren Breiten sind Kritik-, Konflikt- und Krisen-Gespräche nicht besonders beliebt, geübt und positiv gesehen. In Pakistan ist die Unfähigkeit zu direkter Kritik-Ansprache ganz evident: Man ist vordergründig übermässig freundlich und staut allen Ärger auf, bis dann die Aggression ausbricht. Dann wird jemand gefeuert, aber mit wirklichen Kugeln, während unsere Vorgesetzten mit Mobbing und Bossing auskommen. Tendenziell besser aber auch nicht sehr konstruktiv.
Ein grosses Thema beim Führen von Personal sind auch die miserablen Meeting-Kulturen. In Wien wie in Karachi verbringen viele Menschen unendlich viel Zeit in Meetings ohne greifbare Ergebnisse. Uns allen fehlen die simpelsten Management-Techniken. Die Führenden in beiden Kulturen sprechen auch so gut wie nie über ihre persönlichen Management-Techniken. Die werden überall geheim gehalten, wahrscheinlich aus Scham über die Defizite beim Management des eigenen Schreibtisches.
Eine weitere Gemeinsamkeit gibt es hier wie da: Email-Unkultur und die permanente Abhängigkeit von den gleichermassen neuen Handys!